Für das nächste Kapitel Formel-1-Geschichte holte sich Seriensieger Max Verstappen schnell einen Klaps von Papa Jos. Der fast spielerische Erfolg des Doppel-Weltmeisters in Ungarn war der zwölfte Sieg seines Red-Bull-Teams nacheinander, die Bestmarke von McLaren aus dem Jahr 1988 ist damit übertroffen. «Das ist unglaublich, einfach Wahnsinn. So ein Tag ist einfach perfekt», sagte Verstappen.
Der Niederländer selbst beschaffte sich auf dem Hungaroring seinen siebten Sieg nacheinander, den bereits neunten im elften Saisonlauf und schon den 44. seiner Karriere. «Es ist so ein Genuss, dieses Auto zu fahren», schwärmte der 25-Jährige. Im Ziel hatte er 33,7 Sekunden Vorsprung vor dem Zweiten Lando Norris im McLaren – in der Formel 1 sind das Welten.
Schon am Start hatte Verstappen Lewis Hamilton die Führung entrissen und war danach allen davongefahren. Gewinnt der Niederländer am nächsten Sonntag auch in Spa und nach der Sommerpause beim Heimspiel in Zandvoort, würde er auch Sebastian Vettels Rekordserie aus der Saison 2013 egalisieren. In der WM-Gesamtwertung baute Verstappen seinen Vorsprung vor Teamgefährte Sergio Pérez auf 110 Punkte aus. Der Mexikaner wurde knapp vor Hamilton Dritter. Nico Hülkenberg blieb im unterlegenen Haas als 14. wieder punktlos.
Hamilton mit Pole-Position-Rekord
Verstappen war in den Tagen zuvor nur schwer in Fahrt gekommen, obwohl sein Team neue Bauteile an sein Auto geschraubt hatte. In der Qualifikation riss überraschend seine Serie von fünf Pole Positions nacheinander. Silberpfeil-Star Hamilton war drei Tausendstelsekunden schneller und fuhr erstmals seit Dezember 2021 auf Startplatz eins.
Als erster Rennfahrer der Formel-1-Geschichte hat der Brite nun neun Pole Positions auf einer Rennstrecke erobert. Insgesamt fuhr Hamilton bereits zum 104. Mal bei einem Grand Prix von vorn los.
Doch schon vor der ersten Kurve war die Führung weg. Verstappen blieb hart auf seiner Linie und drückte sich an Hamilton vorbei. Auch das McLaren-Duo Oscar Piastri und Norris musste der Rekordweltmeister ziehen lassen. «Sorry dafür, Jungs», funkte Hamilton an die Mercedes-Box.
Weiter hinten im Feld krachte es. Alfa-Romeo-Fahrer Guanyu Zhou kam am Start zunächst nicht vom Fleck und löste wenig später eine Kettenreaktion aus. Die Autos der Alpine-Piloten Pierre Gasly und Esteban Ocon wurden kräftig demoliert, beide mussten aufgeben. Zhou erhielte eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe. Vergessen war sein starker Auftritt bei der Startplatzjagd am Vortag, als der Chinese überraschend Fünfter geworden war.
Verlängerung des Ungarn-Gastspiels angekündigt
An der Spitze entwickelte sich das aus den vergangenen Wochen bekannte Bild. WM-Spitzenreiter Verstappen baute seinen Vorsprung konstant aus, sehr zur Freude der tausenden niederländischen Fans auf den Tribünen. Rund 303.000 Zuschauer kamen nach Angaben der Organisatoren am Wochenende an den Hungaroring.
Schon am Samstag hatte die Formel 1 die vorzeitige Verlängerung des Vertrags für das Ungarn-Gastspiel um weitere fünf Jahre bis 2032 verkündet. Daran geknüpft ist eine Modernisierung der Strecke, bis 2026 sollen ein neues Boxengebäude und eine neue Haupttribüne gebaut werden.
Unter Fachleuten wird der in die Jahre gekommene Kurs nahe Budapest als «Monaco ohne Mauern» bezeichnet, weil das Überholen hier so schwierig ist. Auch diesmal gab es Platzwechsel vor allem durch die Boxenstopps. Im Kampf um die Podiumsplätze kam Norris früher zum Reifenwechsel als sein McLaren-Rivale Piastri und quetschte sich wenig später am Australier vorbei.
Verstappen fuhr da schon ein einsames Rennen. Spät kam er zum Service an die Garage und blieb auch danach in Führung. Teamkollege Pérez arbeitete sich derweil geduldig nach vorn, von Platz acht gestartet jagte der Mexikaner zur Rennmitte den viertplatzierten Hamilton. «Dreht ihr meinen Motor runter?», fragte der mit seinen Rundenzeiten unzufriedene Hamilton via Boxenfunk den Kommandostand. Antwort: Die Mercedes-Crew sorgte sich um die Temperaturen des Triebwerks.
Verstappen holt sich Zusatzpunkt
Im Rennen um die Podiumsplätze war Hamilton lange im Hintertreffen. Pérez holte sich im überlegenen Red Bull den strauchelnden Piastri, hatte aber am Ende zunehmend Mühe, Rang drei vor Hamilton noch zu retten. Verstappen schnappte sich noch den Zusatzpunkt für die schnellste Runde und lieferte einen weiteren Beweis für seine erdrückende Dominanz.
Loch im Porzellan-Pokal
Lando Norris sieht die Schuld für die Schäden an der Ungarn-Siegertrophäe von Max Verstappen nicht bei sich. Der Brite hatte nach dem Rennen seine Champagnerflasche so kräftig auf das Podium geschlagen, dass der Pokal von der obersten Stufe auf den Boden gefallen war. «Max hat ihn zu nah an den Rand gestellt. Und dann ist er runtergestürzt. Ist nicht mein Problem, ist ja seiner», sagte McLaren-Pilot Norris mit verschmitztem Lächeln zu der Szene.
In dem Porzellan-Pokal war nach dem Malheur ein größeres Loch zu erkennen. «Sorry, Max», twitterte das McLaren-Team. In Anspielung auf die Bestmarke von zwölf Siegen für das Red-Bull-Team in Serie dichtete Verstappens Rennstall zu einem Bild des kaputten Pokals: «Rekord gebrochen, Trophäe zerbrochen».