Vier Kracher zum Bayern-Jahresabschluss – VfL im Sinkflug

Die torhungrigen Bayern-Stars um 43-Tore-Rekordler Robert Lewandowski verschwanden schnell in der Kabine. Eine Ehrenrunde vor jubelnden Fans musste zum Jahresende wegen Corona in der leeren Allianz Arena ausfallen.

Herbstmeister FC Bayern München hat es im 400. Bundesligaspiel von Thomas Müller zum Jahresabschluss gegen den Krisenclub VfL Wolfsburg noch einmal krachen lassen. Drei Tage nach dem 5:0-Schützenfest beim VfB Stuttgart beendeten die in dieser Saison extrem torhungrigen Münchner Fußballstars am Freitagabend die Hinrunde mit einem standesgemäßen 4:0 (1:0) in der zuschauerlosen Allianz Arena. 56 Treffer nach einer Halbserie sind Rekord.

Jubilar Müller konnte schon in der 7. Minute sein 134. Tor in der Fußball-Bundesliga bejubeln. Der Ur-Bayer staubte erfolgreich ab, nachdem VfL-Keeper Koen Casteels einen Flatterball von Serge Gnabry nach vorne abklatschen ließ. Das erste Tor von Dayot Upamecano im Bayern-Trikot legte Müller zudem auf (57.). Der agile Leroy Sané erhöhte mit seinem sehenswerten Distanzschuss auf 3:0 (59.).

Lewandowski-Bestmarke

Ein später Jubelabend war es für Robert Lewandowski. Der Pole jagte seinen 43. Bundesliga-Tor im Jahr 2021 bis zur 87. Minute vergeblich nach, dann traf er nach Vorarbeit von Jamal Musiala. Zuvor drosch er den Ball aus guter Position drüber (66.) und schoss auf Zuspiel von Gnabry VfL-Torwart Casteels an (76.). Lewandowski überbot damit die Bestmarke der kürzlich verstorbenen Bayern-Legende Gerd Müller, die 1972 ebenfalls 42 Tore im Münchner Trikot erzielt hatte.

«Ich habe mich extrem gefreut», sagte Trainer Julian Nagelsmann zum Rekordtor, «das Tor war auch sehr schön. Lewy hat ein seh gutes spoiel gemacht.» Zudem lobte er den Auftritt der gesamten Mannschaft. Es sei beeindruckend gewesen, was sie gemacht habe. «Die Tore waren sensationell schön gespielt und wir haben verdient gewonnen.» «Wir gehen mit einem Sieg in die Pause. Wir können froh sein über den Sieg und die Hinrunde», befand Sané.

«Eine Niederlage fühlt sich immer scheiße an, die siebte in Folge umso mehr», sagte Sportdirektor Marcel Schäfer im Streamingdienst DAZN und blickte mit Hoffnung auf die kurze Pause und den Trainingsbeginn: «Wir wollen die Winterpause nutzen, um mal an etwas anderes zu denken. Wir werden dann versuchen, hart zu arbeiten, um aus dieser Situation rauszukommen.» Trainer Florian Kohfeldt setzt auch darauf, «den Kopf frei zu kriegen» und dann intensiv zu trainieren: «Diese Mannschaft braucht Anker und Leitplanken und die werden wir uns erarbeiten.»

Bayern auf Kurs

Mit 43 Punkten verabschiedeten sich die Bayern in zwei Wochen Weihnachtsurlaub. Den Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund bauten sie zumindest bis Samstagabend auf neun Punkte aus. «In der Bundesliga sind wir absolut auf Kurs», sagte Bayern-Chef Oliver Kahn im TV-Sender Sat.1: «In der Champions League haben wir alle Spiele gewonnen. Insofern kann man sportlich sehr zufrieden sein.» Der einzige echte Makel war das frühe DFB-Pokal-Aus in Mönchengladbach.

Und Wolfsburg? Der VfL kassierte die siebte Pflichtspielniederlage nacheinander. 20 Punkte sind ein Armutszeugnis für eine Mannschaft, die in der vergangenen Saison einen Champions-League-Platz erobert hatte. Frohe Weihnachtstage gibt es für den vom anfänglichen Erfolg verlassenen Trainer Florian Kohfeldt und seine Profis nicht.

Weghorst scheitert

Kohfeldt formierte seine Elf tief verteidigend und coachte lange Zeit sehr intensiv und gut hörbar im leeren Stadion. Die Bayern-Hälfte war überwiegend ein Sperrbezirk für die Gäste – bis auf wenige Vorstöße. Torjäger Wout Weghorst hatte kurz nach Müllers Abstauber-Tor die beste Möglichkeit, scheiterte aber aus spitzem Winkel am sehr gut reagierenden Nationaltorwart Manuel Neuer.

Ansonsten fahndeten die Bayern mit dem Mittelfeldduo Marc Roca und Jamal Musiala als Vertreter der fehlenden Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka fast unentwegt nach Lücken in den engen Räumen rund um den Wolfsburger Strafraum und darin. Wenn Müller, Sané und Gnabry dabei direkt kombinierten, wurde es gefährlich. Alles verteidigen und verhindern konnten die in München weiterhin sieglosen Wolfsburger bei der 23. Niederlage im 25. Gastspiel nicht. Sie waren nur ein Sparringspartner, der noch höher hätte verlieren können.

Von Klaus Bergmann und Martin Kloth, dpa