So nah war Leon Draisaitl der Erfüllung seines Traums noch nie. Vier Siege fehlen dem Eishockey-Star aus Köln noch zum Gewinn des Stanley Cups. Erstmals in seiner Karriere hat es der 28-Jährige mit den Edmonton Oilers in die Finals der National Hockey League geschafft.
«Es ist großartig, im Stanley-Cup-Finale zu stehen. Aber wir haben größere Ziele und Träume. Jetzt wollen wir natürlich auch den Cup gewinnen», sagte Draisaitl vor dem Auftakt der Serie gegen die Florida Panthers. In der Nacht zu Sonntag (2.00 Uhr MESZ/Sky) beginnt die Best-of-Seven-Serie in Sunrise, der Heimat der Panthers.
Obwohl die Oilers in Connor McDavid, Draisaitl und Evan Bouchard die drei erfolgreichsten Angreifer der Playoffs in ihren Reihen haben, gilt die Mannschaft aus Kanada als Außenseiter gegen die Panthers. Die haben wegen der besseren Ausbeute in der Hauptrunde zunächst Heimrecht und auch in einem möglichen siebten Spiel den Heimvorteil auf ihrer Seite – und stehen wie im vergangenen Jahr in den Finals. Die Oilers dagegen warten seit 2006 auf die Rückkehr und die Chance auf den sechsten Stanley Cup ihrer Geschichte.
Die Ausnahme-Saison der Oilers
«Es braucht leider einfach eine lange Zeit, ein gutes Team aufzubauen, das auf dem höchsten Level spielen kann und das auf dem Eis füreinander einsteht», sagte Draisaitl mit Blick auf die zahlreichen Enttäuschungen der vergangenen Jahre. Spätestens seit er 2020 Topscorer der Liga war und zum wertvollsten Spieler gewählt wurde, galten die Oilers zu Saisonbeginn immer als Titelkandidat – und scheiterten dann doch zuverlässig weit vor der Finals-Teilnahme.
Diese Saison ist eine Ausnahme. Zum einen, weil die Oilers von Beginn an enttäuschten und 10 der ersten 13 Spiele verloren – der Start kostete Trainer Jay Woodcroft den Job. Und weil die Mannschaft, seit Kris Knoblauch an der Seitenlinie die Verantwortung trägt, mehr Spiele gewonnen hat als jedes andere Team der Liga und es bis in die Finals geschafft hat. Selbst gegen klar favorisierte Teams wie die Dallas Stars in den Conference Finals setzten sich die Kanadier durch. «Wir sind als Team durch einige schwierige Zeiten und Phasen gegangen. Wir haben über die Jahre sehr viel Arbeit investiert, viel gelernt und viele Erfahrungen – positive wie negative – gesammelt, um jetzt da zu stehen, wo wir heute sind, im Stanley Cup Finale», sagte Draisaitl.
Der Alptraum für jeden Verteidiger
Mit 10 Toren und 18 Vorlagen hatte der Fan des 1. FC Köln enormen Anteil am Playoff-Erfolg dieser Saison, nur Teamkollege McDavid kommt mit 5 Toren und 26 Vorlagen auf noch mehr Scorerpunkte in den 18 Partien seit der Hauptrunde. Mit 6 Toren und 21 Vorlagen liegt Bouchard auf Rang drei der Scorerliste. Bester Angreifer der Panthers ist Matthew Tkachuk mit 5 Toren und 14 Vorlagen – vor ihm liegt auch noch Oilers-Profi Ryan Nugent-Hopkins mit 6 Toren und 14 Vorlagen. Kein Spieler in der NHL hat in den letzten drei Jahren mehr Tore in den Playoffs geschossen als Draisaitl (30 Tore in 46 Spielen).
Er und McDavid zusammen auf dem Eis sind ein Alptraum für jeden Verteidiger. «Das sind zwei der besten Spieler der Welt. Das haben sie ihre ganze Karriere über gezeigt», sagte Panthers-Profi Brandon Montour. Jeder für sich hat in der NHL an Einzelauszeichnungen gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Den großen Preis aber mussten sie bislang aus der Ferne betrachten. Beim letzten Sieg der Oilers vor 34 Jahren waren beide noch nicht mal geboren.