Mit einer Pizza im Auto feierte Jonas Vingegaard den zweiten Sieg bei der Tour de France in Serie zunächst ganz bescheiden.
Die Bilder seines Teams aus Paris bei Twitter zeigten einmal mehr die Genügsamkeit des 26 Jahre alten Champions aus Dänemark. Am Abend wurde dann aber doch größer aufgetischt: «Mit einem schönen Essen» werde die «großartige Tour» gefeiert, sagte Vingegaard, der bereits den nächsten Coup plant: «Nach meinen Vorstellungen möchte ich nächstes Jahr wiederkommen – und natürlich gewinnen.»
Dänemark plant Jubel-Empfang
Für seine bescheidene Art wird der schmale Superstar in seiner Heimat gefeiert. Ein Kolumnist der Zeitung «Ekstra Bladet» kürte ihn kurzerhand zum erfolgreichsten Sportler in der Geschichte des nordeuropäischen Landes. Am Mittwochmittag wird Vingegaard im Rathaus der dänischen Hauptstadt Kopenhagen empfangen. Auf dem Rathausplatz werden ihn dann wohl wie bei seinem ersten Sieg vor einem Jahr Zehntausende feiern. Am Donnerstag geht es dann zur zweiten großen Sause in seinen 1400 Einwohner großen Heimatort Glyngøre in Jütland. Dort war er im vergangenen Jahr von 20.000 Fans begrüßt worden.
Seine Heimat Dänemark wird Vingegaard jedoch möglicherweise verlassen. «Wir können nicht in Dänemark leben, denn dort gibt es leider keine Berge. Also müssen wir uns damit beschäftigen», sagte seine Verlobte Trine Hansen. Möglicherweise geht es für die Familie in die Schweiz. Doch erst gönnt sich der Tour-Sieger eine Ruhepause, dann bereitet sich Vingegaard auf die Spanien-Rundfahrt vor, die er vom 26. August an bestreiten wird.
Die Titelverteidigung von Vingegaard vor Rivale Tadej Pogacar, den der Däne um 7:29 Minuten distanzierte, lag zwar nur wenige Stunden zurück, doch der Blick des Slowenen richtete sich bereits auf die Revanche im kommenden Jahr. Er machte Hoffnung auf ein weiteres packendes Duell der beiden Ausnahmefahrer.
«Jonas hatte zwei wirklich tolle Tage, an denen ich einfach nicht mithalten konnte, und ich hatte eine der schlechtesten Leistungen überhaupt. Wir beide werden auch in der Zukunft um den Sieg kämpfen», versprach der 24 Jahre alte Pogacar nach seiner Niederlage gegen den nun zweimaligen Tour-Sieger.
2024 ein Dreikampf?
Im kommenden Jahr könnte das Duell um den Gesamtsieg sogar zu einem Dreikampf werden. Weltmeister Remco Evenepoel wird im Rennen um die Spitze mitmischen. «Mit Remco Evenepoel kommt ein weiterer Spieler in den Ring – er kann das Podium ergänzen, in welcher Position auch immer», sagte Radsportexperte und Ex-Fahrer Jens Voigt bei Eurosport. Und Pogacar meinte: «Es kommen noch weitere Youngster nach. Wir haben eine große Zukunft vor uns.»
Fraglich ist, ob der 23 Jahre alte Belgier Evenepoel für sein Team Soudal-Quick Step antreten wird. Zuletzt gab es auch Gerüchte um einen Wechsel des hoch veranlagten Kletterspezialisten. Für die diesjährige Frankreich-Rundfahrt sagte er ab, nachdem ihn eine Corona-Infektion beim Giro d’Italia zurückgeworfen hatte. Bei der Spanien-Rundfahrt wird es zumindest schon zum Duell zwischen Evenepoel und Vingegaard kommen. Der eigentliche Showdown findet aber 2024 auf Frankreichs Landstraßen statt.
Neuerungen: Côte d’Azur statt Champs Élysées
Bei der 111. Auflage der Tour gibt es dann einige andere Änderungen. Die Fernfahrt endet im kommenden Jahr nicht wie üblich traditionell in Paris, sondern am 21. Juli in Nizza. Grund dafür sind die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt, die vom 26. Juli bis zum 11. August ausgetragen werden. Zudem endet die Tour mit einem in Monaco beginnenden anspruchsvollen Zeitfahren. Ein Kampf gegen die Uhr am Schlusstag gab es zuletzt 1989, mit schmerzlichen Erinnerungen für die Franzosen. Damals verdrängte der US-Amerikaner Greg LeMond den Franzosen Laurent Fignon in einem historischen Duell um nur acht Sekunden noch von Platz eins.
Die Tour startet außerdem zum ersten Mal in Italien. Die Fahrer gehen in Florenz an den Start, insgesamt sind drei Etappen im Nachbarland vorgesehen. Weitere Details zu den einzelnen Etappen präsentiert die Tour-Organisation ASO am 25. Oktober.