Vorhang auf für Flick: Liechtenstein als erster Mini-Schritt

Die Ära von Joachim Löw ist Geschichte. Bei der Fortsetzung der WM-Qualifikation mit dem Auswärtsspiel in St. Gallen gegen Liechtenstein steht Hansi Flick erstmals als Bundestrainer in der Pflicht.

Mit einem klaren Sieg soll am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL) ein Signal für den Neuanfang der Fußball-Nationalmannschaft Richtung WM-Endrunde 2022 in Katar gesendet werden.

HANSI FLICK: Der neue Bundestrainer versprüht große Energie, auf und abseits des Trainingsplatzes. Flick merkt man permanent an, dass er nach der Sieben-Titel-Jagd mit dem FC Bayern München bereit ist für die neue Aufgabe. Attraktiver Offensivfußball lautet das sofortige Versprechen des 56-Jährigen an die zuletzt schwer enttäuschten Fans. Rückkehr in die Weltspitze ist das grundsätzliche Ziel des zehnten Chefcoaches in der DFB-Geschichte. Vom WM-Titel spricht Flick im Gegensatz zu Kapitän Manuel Neuer zwar (noch) nicht. Doch in 472 Tagen stünde er am liebsten im Finalstadion in Doha in Katar.

PERSONAL: Stammtorwart Neuer fällt wegen seiner Probleme am rechten Fuß aus. Für den Bayern-Schlussmann kommt Bernd Leno vom FC Arsenal zu seinem neunten Länderspiel. In Thomas Müller fehlt auch der zweite neben Neuer noch verbliebene Weltmeister von 2014 in Flicks ursprünglich 26 Spieler umfassenden Aufgebot. Der Offensivantreiber fällt wegen einer Muskelverletzung im Oberschenkel für den kompletten Dreierpack gegen Liechtenstein, Armenien und Island aus. Geklärt hat Flick die Rolle von Joshua Kimmich, der nach dem EM-Einsatz als rechter Außenbahnspieler wieder auf die Sechs in der Zentrale rückt. Sein DFB-Comeback nach zwei Jahren feiert der Dortmunder Marco Reus.

KATAR: DFB-Direktor Oliver Bierhoff war schon im WM-Gastgeberland, um nach einem Quartier zu schauen und die Bedingungen zu inspizieren. Gesichert ist die WM-Teilnahme im Spätherbst 2022 aber noch längst nicht. Nach dem peinlichen 1:2 noch unter Löw gegen Nordmazedonien im März ist die DFB-Elf mit sechs Zählern nur Gruppendritter hinter Armenien (9 Punkte) und Nordmazedonien (6). Um sicher in Katar dabei zu sein, muss der Gruppensieg her. Als Zweiter müsste Deutschland zwei K.o.-Playoffs im März gewinnen, um noch einen der insgesamt 13 Europa-Startplätze zu bekommen. Ab Platz drei oder schlechter wäre das DFB-Team WM-Zuschauer – ein für Flick undenkbares Szenario.

LIECHTENSTEIN: Für die Fußballer aus dem Fürstentum ist es ein Festtag. Auch wenn man nach St. Gallen in die Schweiz ausweichen muss, weil im Stadion in Vaduz gewerkelt wird. Auch im fünften Duell gegen Deutschland ist die Nummer 189 der FIFA-Weltrangliste, die dort zwischen Bangladesch und Brunei notiert wird, krasser Außenseiter. Bislang gab es nur klare Niederlagen. 1:9 und 2:8 hieß es in Testspielen vor den EM-Turnieren 1996 und 2000. 0:6 und 0:4 noch mit Flick als Löw-Assistent in der Qualifikation für die WM 2010. Auch in der aktuellen WM-Qualifikation läuft es bislang nicht für Liechtenstein. Dem Mut machenden 0:1 gegen Tabellenführer Armenien folgten ein 0:5 in Nordmazedonien und ein 1:4 gegen Island.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa