Wachablösung im Apollo: Haaland gegen Messi bei FIFA-Kür

Vor dem möglicherweise letzten Showdown mit Rekordsieger Lionel Messi könnte sich Erling Haaland mit seinem ehemaligen Dortmunder Kollegen Emre Can über absurde Ergebnisse bei Fußballerwahlen austauschen. Der BVB-Defensivmann wurde gerade wegen eines frech geplanten Social-Media-Klamauks zu Deutschlands beliebtestem Nationalspieler 2023 gewählt.

Die Tormaschine von Manchester City braucht allerdings bei der Kür zum Weltfußballer des Jahres – von der FIFA schlicht «The Best» genannt – eher keine Online-Hilfe. Geht es am Montagabend (20.30 Uhr/Sky Webstream) bei der Gala im Londoner Hammersmith Apollo nur um die sportlichen Meriten im abgelaufenen Jahr, dann kann der Sieger nur Haaland heißen. Doch Restzweifel schwingen mit. 

Oft genug waren die FIFA-Kür oder auch der Parallel-Wettbewerb Ballon d’Or in der Vergangenheit dem Vorwurf ausgesetzt, die Gewinner eher nach Prominenz und Lebensleistung, denn aktueller Spielstärke auszuwählen. Gerade Messi profitierte beim Wahlmodus mit Stimmen aus allen 211 FIFA-Mitgliedsverbänden durchaus von seiner globalen Strahlkraft.

Ballon d’Or für Messi

Recht säuerlich hatte der 23 Jahre alte Haaland im Spätherbst akzeptieren müssen, dass der 13 Jahre ältere Argentinier, obwohl in den USA bei Inter Miami an der Peripherie des Weltfußballs gelandet, noch einmal den Ballon d’Or in Paris abholte – seinen achten. Da zählte auch noch der WM-Titel in Katar 2022 zum Bemessungszeitraum. Das ist nun anders. 

2023 stehen für Haaland neben dem Titelsammelsurium aus Champions League, Premier League, FA-Cup und UEFA-Supercup wettbewerbsübergreifend 44 Tore in 54 Spielen. Messi verpasste mit Miami die Playoffs der Major League Soccer und kam in 36 Spielen auf 20 Tore. Dass er mit der Bilanz überhaupt in die Top drei kam, ist Zeichen der Wahlmethode mit Stimmen aus aller Welt.

Mbappé dritter Finalist

Stärker ist da noch die Bilanz des dritten Finalisten, Kylian Mbappé. Der 25-Jährige hat immerhin 39 Treffer in 42 Partien zu bieten, war aber eben in der Königsklasse mit Paris Saint-Germain wieder nicht erfolgreich.

«Nichts gegen Messi. Aber für mich war es eigentlich unmöglich, dass man Erling nicht den Ballon d’Or gegeben hat», meinte Norwegens Jan-Aage Fjörtoft, ehemaliger Bundesliga-Profi und heute medial omnipräsenter Fußball-Experte, in der «Sport Bild». Persönliche Titel hat Haaland schon einige. Norwegens Fußballer des Jahres, Norwegens Sportler des Jahres und Europas Fußballer des Jahres ist er. 

In Norwegen schaut man derzeit mit weniger Sorge auf die Weltfußballer-Wahl als vielmehr auf die Verletzungsprobleme des 23-Jährigen. Der Stürmer wird Manchester City voraussichtlich noch bis Ende Januar verletzt fehlen, berichtete Pep Guardiola, der bei der Welttrainer-Wahl große Siegchancen hat. 

Deutsche Spieler und Trainer sind in diesem Jahr nicht für die Finalrunde nominiert. Ilkay Gündogan, Marc-André ter Stegen und Ann-Kathrin Berger hatten es in den Kategorien bester Spieler, bester Torhüter und beste Torhüterin auf die Shortlist geschafft, kamen aber nicht in die Endauswahl.

Von Arne Richter, Philip Dethlefs und Steffen Trumpf, dpa