Wachablösung nicht in Sicht: Djokovic heiß auf Olympia

Wachablösung? Nicht mit Novak Djokovic. Auch nach einer überragenden Tennis-Saison mit drei Grand-Slam-Titeln und dem Sieg bei den ATP-Finals ist der Erfolgshunger des Weltranglisten-Ersten noch lange nicht gestillt.

Bereits unmittelbar nach seiner Machtdemonstration im Endspiel von Turin gegen Publikumsliebling Jannik Sinner formulierte Djokovic seine Ziele für das kommende Jahr.

Olympia als großes Ziel

«Du kannst vier Grand-Slam-Turniere und Gold bei Olympia gewinnen», antwortete der 36 Jahre alte Serbe auf die Frage, was ihn nach diesem Super-Jahr noch für die kommende Saison motiviert.

Vor allem die Olympischen Spiele in Paris stehen bei Djokovic im Fokus. Olympia-Gold ist der einzige große Erfolg, der ihm in seiner eindrucksvollen Karriere noch fehlt. 2008 in Peking hatte der Serbe Bronze gewonnen, danach war er in London, Rio de Janeiro und Tokio jeweils ohne Medaille geblieben. In Tokio hatte Djokovic vor zwei Jahren im Halbfinale gegen den späteren Olympiasieger Alexander Zverev verloren.

«Sie sind definitiv eines der großen Ziele, genauso wie die vier Grand Slams», sagte Djokovic mit Blick auf Olympia in der französischen Hauptstadt. «Es wird ein sehr vollgestopfter Kalender und herausfordernder Spielplan mit Blick darauf, dass wir vom langsamsten Belag auf den schnellsten und dann wieder auf den langsamsten wechseln», sagte Djokovic.

Ende Mai/Anfang Juni stehen zunächst die French Open auf Sand, dann Anfang Juli Wimbledon auf Rasen an. Rund zwei Wochen später beginnt schon das olympische Tennis-Turnier, das im Pariser Stade Roland Garros wieder auf Sand ausgetragen wird. «Das wird eine sehr herausfordernde Phase», sagte Djokovic, der trotz all seiner Erfolge immer noch nicht genug von Titeln und Trophäen bekommen kann. «Ich habe immer die höchsten Ambitionen und Ziele. Das wird im nächsten Jahr nicht anders sein», sagte der Weltranglisten-Erste. Es klang wie eine Drohung an den Rest der Tour.

Angriff erst einmal abgewehrt

Den Angriff der jungen Generation um Sinner, Wimbledon-Sieger Carlos Alcaraz oder den weiter von Boris Becker trainierten dänischen Jungstar Holger Rune wehrte Djokovic in Turin auf bemerkenswerte Art und Weise ab. Nachdem er in der Vorrunde noch in drei Sätzen gegen den Italiener Sinner verloren hatte, war der Rekordsieger von Grand-Slam-Turnieren am Finalwochenende wieder voll da.

«Wenn der wahre Novak Djokovic den Platz betritt, dann kann im Moment niemand mit ihm mithalten», sagte dessen Trainer Goran Ivanisevic. Auch der chancenlose Sinner musste das neidlos anerkennen. «Das Spiel hat mir gezeigt, wo ich mich überall noch verbessern muss.» Djokovic hatte die Schwächen des 22-Jährigen gnadenlos offengelegt. «Wenn sie gegen mich auf dem Platz stehen, sollen sie wissen, dass sie ihr bestes Tennis spielen müssen, um mich schlagen zu können», sagte der Branchenprimus.

Kinder als Motivation

Vor allem der Besuch seiner beiden Kinder nach der Gruppenphase beflügelte den Serben. «Ich wollte immer vor meinen Kindern spielen, wenn sie in einem Alter sind, in dem sie verstehen, was ich mache. Ich bin so glücklich, zwei solche Engel zu haben», sagte Djokovic, der seine beiden Kids nach dem verwandelten Matchball erst einmal länger in den Arm nahm.

Der Nachwuchs muss bei der Djokovic-Jagd nach Siegen und Rekorden oft etwas zurückstehen. Und auch jetzt ist noch keine Zeit für Urlaub und Familie. Denn selbst in diesem Jahr hat Djokovic noch ein großes Ziel: den Davis Cup. Deshalb ging es für ihn von Turin direkt weiter ins spanische Malaga, wo in dieser Woche die Endrunde im Teamwettbewerb ansteht. «Das ist eine ganz wichtige Woche für uns als Team, für Serbien als Sport-Nation», sagte Djokovic, der nimmersatte Tennis-Dominator.

Lars Reinefeld, dpa