Warum Finanzinvestoren neuerdings Fußball-Imperien bauen

Sie versprechen Investitionen und Erfolge, wollen aber in erster Linie selber Geld verdienen. Finanzinvestoren drängen seit Kurzem in den Fußball und kaufen weltweit mehrere Clubs und Beteiligungen zusammen. «Das Geschäftsmodell in dieser Form ist im Fußball ziemlich neu», sagte Christoph Breuer, Professor an der Sporthochschule Köln.

In Deutschland könnte Hertha BSC der erste Club sein, bei dem das US-Unternehmen 777 Partners durch den Kauf der Anteile von Lars Windhorst in die Bundesliga einsteigt. Der Berliner Erstligist soll Teil eines weltweit wachsenden Fußball-Imperiums werden. Eine Abordnung der amerikanischen Investmentfirma war zuletzt in der deutschen Hauptstadt, davor hatte Hertha-Präsident Kay Bernstein während seines Urlaubs in den USA dem möglichen neuen Partner einen Besuch abgestattet.

Investoren drängen in den Fußball

«Sie wollten wissen, was bei Hertha los ist, wir wollten auch viel von ihrem Geschäftsmodell wissen. Es war ein sehr angenehmes Miteinander», sagte Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic über das gegenseitige Kennenlernen, betonte aber auch: «Jetzt schauen wir, dass wir den nächsten Schritt gehen. Am Ende des Tages muss es sauber sein und es darf keine Irritationen geben.»

Parallel dazu versucht derzeit die Eagle Football Holdings LLC bei Olympique Lyon einzusteigen und ihr Portfolio zu erweitern. Ansammlungen von Clubs sind grundsätzlich nicht neu. Der Getränkehersteller Red Bull mit seinen Vereinen um RB Leipzig und die Manchester-City-Eigner mit mehr als einem halben Dutzend anderer Ableger wie Yokohama Marinos oder FC Girona sind Vorreiter. 777 Partners und Eagle Football sind aber anders.

Red Bull habe Clubs und produziere Sportveranstaltungen, «um einen Imageeffekt auf seine Dosen zu schaffen», erklärt der Medien-Wissenschaftler Christoph Bertling, der ebenfalls an der Sporthochschule Köln forscht. «Sport ist in diesem Kontext also nur die kommunikative Marketingabteilung für Dosenabsatz.» Den City-Eignern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geht es eher ums eigene Ansehen.

Bei 777 Partners mit Sitz in Miami und Beteiligungen an CFC Genua, Vasco da Gama, Standard Lüttich, Red Star FC Paris, Sevilla FC und Melbourne Victory geht es nicht ums Image. Genauso wenig wie bei der Eagle Football Holding des Mehrheitsgesellschafters John Textor mit verschieden großen Beteiligungen an Crystal Palace, Botafogo FR, RWD Molenbeek und FC Florida – der Einstieg bei Sporting Lissabon scheiterte kürzlich.

Geschäftsmodelle im Fußball

Aber wie sieht das Geschäftsmodell mit einer Ansammlung von Teams aus? «Bei den Unternehmen mit mehreren Vereinen gibt es drei Möglichkeiten, Geld zu verdienen», sagt Sportmanagement-Spezialist Breuer. Die einfachste ist: «Man kauft möglichst bei Tiefstpreis ein und verkauft nach Wertsteigerung zu einem höheren Preis.»

Ob das Windhorsts Tennor Group mit den Hertha-Anteilen gelingt, wenn der Verkauf an 777 Partners klappt, scheint eher unwahrscheinlich. Es ist aber auch nicht unmöglich. Denn der Investor ist auf Einkaufstour und lässt sich auch von der 50+1-Regel nicht schrecken. Die Regel soll sicherstellen, dass der eingetragene Stammverein selbst dann die Entscheidungsgewalt behält, wenn er seine Profifußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat.

Ein zweites Geschäftsmodell ist laut Breuer: «Mehrere Clubs können zu Lerneffekten führen, Prozesse effizienter machen, bei der Talentsichtung helfen und zu Synergien führen.» Für Red Bull gebe es etwa Forschungsergebnisse, «wonach bei Transfers innerhalb der Gruppe signifikant günstigere Transfersummen bezahlt wurden», erklärt der Kölner Professor. Was für City-Group und Red Bull interessant ist, scheint bei 777 Partners und der Eagle Holding indes nicht zu passen.

Eine dritte Variante: «Bei US-Unternehmen gibt es das Geschäftsmodell, im Medienbereich Inhalte zu schaffen oder für Hallenauslastung zu sorgen.» Dieses Finanzmodell scheint bei Fußballclubs in verschiedenen Ländern auch nicht zu passen. Fußball hat seine eigenen Gesetze, auch wenn viele erfolgreiche Vereine wie Unternehmen geführt werden. «Das normale Geschäft, nach dem Anteilskauf jährlich Gewinne zu erzielen, lässt sich im Fußball so gut wie nie umsetzen», sagt der Experte für Sport-Management.

Was den möglichen Kauf von Hertha durch 777 Partners angeht, steht der Forscher aus Köln jedenfalls noch vor einem Rätsel. «Für mich ist die klare Investitionsidee noch nicht ersichtlich, wie es sie bei Red Bull und der City-Goup gibt», konstatiert Breuer.

Michael Rossmann