Was für und gegen Argentinien und Frankreich spricht

Vor dem Finale der Fußball-WM in Katar gibt es keinen klaren Favoriten. Lionel Messi will mit Argentinien seinen ersten Weltmeisterschaftstitel feiern, Kylian Mbappé Frankreich zur erfolgreichen Titelverteidigung führen. Ein Überblick, was vor dem großen Endspiel am Sonntag (16.00 Uhr MEZ/ARD und MagentaTV) jeweils für beide Teams spricht.

Das spricht für Argentinien

Lionel Messi: Der Superstar ist in Topform. Egal, wie brenzlig manche Spielsituationen auch sein mögen: Messi ist immer anspielbar. Und der 35-Jährige findet fast immer die beste Lösung. Vor den Franzosen haben es bereits sechs Gegner erfolglos probiert, den Angreifer auszuschalten. Hat er einmal den Ball, ist Messi kaum noch davon zu trennen. Es wird interessant sein, wie der Titelverteidiger gegen ihn vorgeht.

Die Einheit: Achtung, Argentinien ist nicht nur Messi. Von den Namen her waren die Argentinier in Katar mit dem vielleicht unbekanntesten Kader seit langem angetreten. Doch das Team funktioniert perfekt. Messi bekommt die Freiheit, die er braucht, weil die anderen ihm den Rücken freihalten. Zudem gelten Spieler wie Enzo Fernández oder Julián Álvarez als Entdeckungen des Turniers.

Der Trainer: Als Lionel Scaloni 2018 vom Co- zum Cheftrainer aufrückte, fragten sich nicht wenige in Argentinien: Wann kommt ein richtiger Trainer? Tatsächlich war Scaloni zunächst nur eine günstige Interimslösung, weil dem Verband das Geld fehlte. Er entpuppte sich als Glücksfall. Nicht zuletzt Messi lobt die perfekten Spielvorbereitungen des 44-Jährigen: «Wir wissen in jedem Moment des Spiels, was wir zu tun haben.»

Das spricht für Frankreich

Die Erfahrung: Frankreichs Spieler wissen, wie sich ein WM-Finale anfühlt. Sechs Spieler aus der Startelf des Endspiels 2018 sind in Katar dabei. «Im ersten Finale weiß man nicht, was einen erwartet. Wenn man mehr gespielt hat, ist das natürlich ein Vorteil», sagte Trainer Didier Deschamps. Das soll bei einer Wiederholung des Titel-Coups helfen.

Die Taktik: Deschamps lässt bei dieser WM keinen schönen Fußball spielen, aber einen extrem erfolgreichen. Mit enormer Effizienz erreichte das Team bei diesem Turnier stets in 90 Minuten das gewünschte Ziel. Einzig das 0:1 gegen Tunesien zum Abschluss der Gruppenphase war ein Ausrutscher, Deschamps ließ aber mit einer B-Elf spielen.

Die Offensive: Der Angriff um Mbappé liefert bei dieser WM bislang ab. Der Superstar kommt auf fünf Turniertore, Stürmer Olivier Giroud auf vier. Antoine Griezmann spielt im zentralen Mittelfeld eine starke WM und auch Ousmane Dembélé überzeugt. Dazu kommen weitere Optionen wie der Gladbacher Marcus Thuram oder Frankfurts Randal Kolo Muani.

Das spricht gegen Argentinien

Mangelnde Erfahrung: Nur Messi und Ángel Di María waren aus dem aktuellen Kader bei der 0:1-Niederlage im Endspiel gegen Deutschland 2014 schon dabei. Ansonsten gibt es zahlreiche Stammkräfte wie Fernández, Álvarez, Cristian Romero, Rodrigo de Paul oder Alexis Mac Allister, die überhaupt erst ihre erste WM spielen. Selbst der 30 Jahre alte Stammtorhüter Emiliano Martínez war 2018 noch nicht dabei.

Emotionen: Fast jeder kann sich bei dieser WM noch an die hitzigen Szenen aus dem Viertelfinale gegen die Niederlande erinnern. Besonders an eine Aktion von Leandro Paredes kurz vor Ende der regulären Spielzeit, als er den Ball in Richtung der niederländischen Bank hämmerte. Es folgten eine Rudelbildung und mehrere Gelbe Karten. Die Franzosen werden solche Dinge wissen. Gegen den abgezockten Titelverteidiger sollten die Argentinier ihre Emotionen besser im Griff behalten.

Das spricht gegen Frankreich

Die Personallage: Seit einigen Tagen haben die Franzosen mit einer Grippewelle zu kämpfen. Beim Abschlusstraining am Samstag waren wohl alle 24 Spieler dabei, dennoch ist offen, bei wem es letztendlich für die Startelf reicht und wie fit die zuletzt angeschlagenen oder kranken Spieler wie Abwehrchef Raphael Varane tatsächlich sind.

Das Momentum: Während Argentinien um Superstar Lionel Messi durch das Turnier schwebt, musste sich Frankreich jeden Erfolg hart erarbeiten. Beim 2:0 gegen Marokko im Halbfinale konnte das Team nicht komplett überzeugen. Auch das 2:1 gegen England im Viertelfinale wackelte zwischenzeitlich. Im Endspiel braucht die Équipe Tricolore eine Steigerung.

Von Nils Bastek, Miriam Schmidt, Sebastian Stiekel und Jan Mies, dpa