Weinzierl-Knall beim FC Augsburg – Breitseite gegen Reuter

Den Mega-Knall hob sich ein gekränkter Markus Weinzierl für kurz nach dem Schlusspfiff auf. Der Trainer des FC Augsburg verkündete im Alleingang seinen überraschenden Rückzug und legte ein marodes Verhältnis zu Manager Stefan Reuter offen.

«Ich wollte eigentlich länger hier bleiben», sagte der einstige Rückkehrer nach dem 2:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth. «Für mich ist es die richtige Entscheidung, keine Gespräche mehr zu führen.»

Manager Reuter nicht eingeweiht

Weinzierl hatte beim FC Augsburg nur noch einen Vertrag bis Ende Juni. Eine Verlängerung galt eigentlich als Formsache. Gespräche mit Reuter sollte es kommende Woche geben. Es sei ein «klares Zeichen», wenn allerdings vor dem letzten Spieltag noch keine Unterredungen über die Zukunft stattgefunden hätten, befand Weinzierl nach dem Finale mit Knalleffekt. «Viele Gründe» hätten am Ende den Ausschlag gegeben, sich zu verabschieden.

Reuter wurde von Weinzierl nicht eingeweiht. «Nein, aber das wird er jetzt schon mitbekommen», sagte der 47 Jahre alte Trainer im TV-Sender Sky auf eine entsprechende Frage. Den Entschluss nach einem monatelangen Prozess habe er schließlich erst am Tag vor dem letzten Heimspiel gefasst – und Reuter außen vorgelassen. «Ich hatte nicht den Eindruck», entgegnete der frühere Nationalspieler auf die Frage, ob sein Verhältnis zu Weinzierl zerrüttet gewesen sei.

Weinzierl war als Hoffnungsträger im April 2021 zurückgekommen. Er löste damals Heiko Herrlich drei Spieltage vor Saisonende ab. Der FC Augsburg war 13. – und war es auch nach dem letzten Spieltag. Das Ziel Klassenerhalt wurde also erreicht – wie in dieser Saison. Die Fuggerstädter schließen die Spielzeit als 14. ab, Reuter hatte aber mehr erwartet. «Ich glaube, dass der Kader richtig gut ist, dass wir durchaus eine stärkere Saison hätten spielen können», meinte er.

«Das war nicht so geplant», sagte Weinzierl nach seinem Blitz-Aus, während sich seine Spieler mit ihren Familien vor den Fankurven noch feiern ließen. «Mir tut das Herz auch weh.»

Für Weinzierl war seine Rückkehr «wie nach Hause kommen» gewesen, hatte er im vergangenen Jahr gesagt. Der Straubinger war einst nach vier erfolgreichen gemeinsamen Jahren samt Europa-League-Tour 2016 zum FC Schalke gewechselt. Schon damals hatten sich Weinzierl und Reuter über die Kommunikation des anderen beklagt und gezeigt, wie belastet ihr Verhältnis ist. Weinzierl zog später noch kurz zum VfB Stuttgart weiter – beide Stationen verliefen aber enttäuschend.

Reuter reagiert irritiert

In Augsburg kannte Weinzierl das Umfeld. «Sehr, sehr langfristig» sei seine Planung dort eigentlich gewesen. Mit dem überraschend am Freitag verkündeten Rücktritt von Vereinspräsident Klaus Hofmann aus gesundheitlichen Gründen verlor er aber einen Fürsprecher. «Das ist eine Säule, die weggebrochen ist», räumte Weinzierl ein. Ihm fehle insgesamt eine Basis für eine weitere Zukunft im Verein.

Reuter reagierte irritiert auf den plötzlichen Abschied. «Es ist für mich sehr überraschend gekommen», sagte er. Der frühere Nationalspieler verwies darauf, dass er mit Weinzierl verabredet habe, sich in der kommenden Woche zusammenzusetzen und dann Gespräche über die Zukunft zu führen. Es habe einen klaren Fahrplan gegeben. «Ich werde ihn nicht meiden, aber seine Entscheidung ist zu akzeptieren», sagte Reuter.

Einen Zeitplan für die Trainersuche gebe es nicht. «Wir werden uns in Ruhe hinsetzen und den richtigen Trainer für den FC Augsburg finden», beteuerte Reuter. Auf die Frage, ob er selber auch nach dem Sommer noch beim FC Augsburg sei, antwortete der 55-Jährige: «Davon können Sie ausgehen.»

Spekulationen über mögliche Weinzierl-Nachfolger gibt es längst. Nach Informationen der «Sport Bild» gehört der Trainer von Borussia Dortmund II, Enrico Maaßen, zu den Kandidaten. Erste Gespräche sollen stattgefunden haben. Weinzierl will jetzt erst mal einen längeren Urlaub machen.

Von Martin Moravec, dpa