Weltmeister Schröder vor nächstem NBA-Kapitel

Für Basketball-Weltmeister mit zehn Jahren NBA-Erfahrung gibt es keine Ausnahmen. «Wenn du keinen Pass dabeihast, ist es direkt wieder vorbei. Dann kannst du umdrehen und nach Hause fahren», erzählte Dennis Schröder der Deutschen Presse-Agentur vor dem Saisonstart mit den Toronto Raptors.

Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft spielt erstmals in seiner Karriere für ein kanadisches Team – ständige Grenzübertritte zwischen den USA und seiner neuen Wahlheimat sind deswegen nun Alltag. 

Mehr Verantwortung in Toronto

Vom sonnigen Südkalifornien und einem Leben in der Glitzer-Metropole Los Angeles hat sich Schröder schon vor dem historischen WM-Gold mit Deutschland verabschiedet und eine Entscheidung für den Umzug nach Toronto getroffen. Statt mit Superstar LeBron James, Anthony Davis und seinem guten Kumpel Austin Reaves einen neuen Anlauf auf die 18. Meisterschaft der Lakers zu nehmen, hat Schröder mehr Verantwortung und Freiheiten unter dem neuen Coach Darko Rajaković in Kanada gewählt. «Ich bin hier der starting Point Guard, der Trainer hat das auch so kommuniziert», betonte der 30 Jahre alte Braunschweiger. 

Der erfolgreiche Sommer hilft seiner Reputation im neuen Umfeld zusätzlich. «Sie wissen, was Deutschland gemacht hat: Geschichte geschrieben. Und jeder weiß natürlich, wer MVP geworden ist und was ich dazu beigetragen habe», berichtete der Aufbauspieler. 

Zwei Monate nach dem großen Triumph im Finale gegen Serbien sind die Momente des Turniers noch immer sehr präsent für Schröder. «Jeden Tag. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich schaue nicht immer noch Clips», erzählte er. «Das ist legendär und ich weiß nicht, wann das weg geht. Natürlich muss ich mich auf die NBA konzentrieren. Aber mit dem, was wir in diesem Sommer gemacht haben, ist das schwierig.» Dass er zum Auftakt gegen die Minnesota Timberwolves in der deutschen Nacht zu Donnerstag (1:30 Uhr MESZ) gedanklich und körperlich voll da sein wird, steht für Schröder dennoch außer Frage. 

Lokale Medien in Toronto und auch Anhänger der Raptors hinterfragten die Verpflichtung im Juli zwar und selbst zu Beginn des Trainingslagers vor gut zwei Wochen war es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so glasklar wie für den selbstbewussten Schröder selbst, dass er derjenige ist, der das Spiel des Meisters von 2019 orchestriert. Doch all die Zweifler will er von sich überzeugen, in Toronto und in all den anderen NBA-Städten. «Ich will beweisen, dass ich einer der besten Point Guards bin in der Liga. Ich werde hier rausgehen und versuchen, das Team nach vorne zu bringen und ein Leader zu sein», kündigte er an. 

Schröder will All Star werden

Defensiv erwartet Schröder von seiner neuen Mannschaft viel und auch offensiv hat ihm gefallen, was in der Vorbereitung gezeigt wurde. «The sky is the limit mit diesem Club und den Leuten, die wir haben – wenn wir abrufen, was wir abrufen können defensiv und offensiv», sagte er. Eine Meisterschaft mit den Raptors ist allerdings unrealistisch, zu stark wirken in der Eastern Conference beispielsweise die Boston Celtics, die Milwaukee Bucks oder die Miami Heat. 

Schröder will in dieser Saison dennoch etwas erreichen. «Auf meiner Liste, was ich immer wollte, war immer auch mal ein All-Star zu werden. Und was ich gelernt habe, wenn du gewinnst und als Team Erfolg hast, dann gewinnen alle», sagte er. «Eine All-Star-Selection wäre mal was Verrücktes, was ich mir immer erträumt habe. Ich glaube, ich hatte mal ein paar Jahre, vor allem in Atlanta, wo ich hätte All Star sein müssen. Da ist nichts draus geworden. Das wäre noch mal ne gute Sache.»

Von Maximilian Haupt, dpa