Weltrekord: Schoenmaker prägt furiose Schwimm-Finals

Beim Blick auf die Videowand im Tokyo Aquatics Centre brach Tatjana Schoenmaker in Tränen aus: Mit einem Fabelrennen über 200 Meter in Weltrekordzeit prägte die südafrikanische Brustschwimmerin die Olympia-Finals am Freitag.

Die 24-Jährige holte Gold in 2:18,95 Minuten und unterbot die vorherige Bestmarke der Dänin Rikke Møller Pedersen aus dem Jahr 2013 damit um 16 Hundertstelsekunden. Wenige Stunden vor dem dritten Tokio-Auftritt von Doppel-Weltmeister Florian Wellbrock im Vorlauf über 1500 Meter Freistil lieferten die internationalen Top-Schwimmer spannende Rennen und schnelle Zeiten.

Tränen auch bei der Siegerehrung

Bei der ersten Session mit Finals und Halbfinals im Tokyo Aquatics Centre ohne deutsche Beteiligung siegte Schoenmaker vor den beiden Amerikanerinnen Lilly King und Annie Lazor. Über die halbe Distanz hatte Schoenmaker in Japan Silber gewonnen. Bei der Siegerehrung weinte sie erneut, ihre Teamkollegen auf der Tribüne sangen laut die Nationalhymne mit. «Es hätte kein besseres Rennen sein können», sagte Schoenmaker.

Am siebten Wettkampftag gelang Schoenmaker der erste Einzel-Weltrekord bei diesen Sommerspielen. Zuvor hatte es auf zwei Staffel-Strecken Bestmarken gegeben. «Es ist hart, morgens Finals zu schwimmen. Du wachst auf und bist ein bisschen müder. Deshalb habe ich es überhaupt nicht erwartet», sagte sie. Auch Lilly King habe Anteil an der herausragenden Zeit: «Sie hat mich wirklich gepusht.» Anders als gewohnt, finden die Finals in Tokio am Vormittag und die Vorläufe am Abend (Ortszeit) statt.

Weltrekord von Australierin McKeon

Schoenmaker war an diesem Tag nicht die einzige, der ein Rekord gelang. Über 100 Meter Freistil krönte sich die Australierin Emma McKeon in olympischer Bestzeit von 51,96 Sekunden zur Olympiasiegerin. Bronze ging an Haughey Siobhan aus Hongkong, Dritte wurde die Australierin Cate Campbell.

Der russische Rückenschwimmer Jewgeni Rylow war bei seinem Triumph über 200 Meter in 1:53,27 Minuten ebenfalls so schnell wie nie jemand zuvor auf dieser Strecke bei Olympia. Über 200 Meter Lagen gewann der Chinese Wang Shun vor Duncan Scott aus Großbritannien und dem Schweizer Jeremy Desplanches. Philip Heintz aus Heidelberg war bereits tags zuvor ausgeschieden.

In den 100-Meter-Halbfinals ließen die beiden Schmetterling-Stars Kristof Milak aus Ungarn und der Amerikaner Caeleb Dressel ihre Muskeln spielen. Zunächst stellte Milak in 50,31 Sekunden einen olympischen Rekord auf, nur wenige Minuten später war Dressel nochmal 60 Hundertstelsekunden schneller und lächelte zufrieden.

Hoffen auf Wellbrock

In der zweiten Session des Tages richten sich die Augen der deutschen Schwimm-Fans vor allem auf Wellbrock. Nach seinem vierten Platz über 800 Meter Freistil will der 23-Jährige auf einer seiner beiden Gold-Strecken der WM 2019 in Südkorea unbedingt eine Medaille. Zunächst ist um 13.23 Uhr (MESZ) der Vorlauf angesetzt. Ziel ist das Finale am Sonntag. Wellbrock ist auf der längsten aller olympischen Beckendistanzen noch stärker einzuschätzen als über 800 Meter.

Von Thomas Eßer und Christian Kunz, dpa