Werbung in eigener Sache: BVB-Kapitän Reus kämpft um Vertrag

Seine Form ist beachtlich, die Zukunft jedoch noch immer ungewiss. In den langen Verhandlungen mit Borussia Dortmund über eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages betreibt Marco Reus derzeit Werbung in eigener Sache.

Beweist der in den vergangenen Jahren zur Vereinslegende aufgestiegene BVB-Kapitän auch im Achtelfinal-Rückspiel der Fußball-Champions-League am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime Video) beim FC Chelsea, dass er weiter ein Unterschiedsspieler ist, steigen die Chancen auf einen Verbleib bei seinem Heimatverein. «Das wird ein harter Fight. Es ist alles offen, aber wir sind sehr positiv gestimmt», kommentierte der Routinier.

Nach dem erfolgreichen Kraftakt gegen RB Leipzig (2:1), der den zehnten Sieg im zehnten Pflichtspiel des Jahres bescherte, reisten Reus und seine Mitstreiter mit viel Rückenwind nach London. Auch das 1:0 im Hinspiel über Chelsea vor drei Wochen stärkt beim BVB den Glauben an den ersten Viertelfinaleinzug in der europäischen Königsklasse seit der Saison 2020/21.

Kehl: «Wir werden leiden müssen»

«Am Dienstag bin ich auch mal mit einem Unentschieden zufrieden. Wir müssen nicht immer gewinnen», scherzte Sebastian Kehl mit Bezug auf die imposante Siegesserie der vergangenen Wochen. Wie Reus erwartet auch der Sportdirektor «eine brutale Partie»: «Chelsea wird alles probieren. Wir werden leiden müssen.»

Ähnlich sieht es Hans-Joachim Watzke: «Es soll niemand glauben, dass Platz zehn der Premier League die sportliche Qualität von Chelsea wiedergibt. Da kann jederzeit der Knoten platzen, die haben in acht Monaten mehr als 600 Millionen für Transfers ausgegeben», sagte der BVB-Geschäftsführer den «Ruhr Nachrichten».

Kobel-Einsatz soll kurzfristig entschieden werden

Tore oder Assists von Reus könnten wie zuletzt schon gegen Hertha BSC (4:1), die TSG 1899 Hoffenheim (1:0) und Leipzig helfen, auch die Hürde an der Stamford Bridge gegen den Champions League-Sieger von 2012 und 2021 zu meistern. Reus ist trotz des Ausfalls von Hinspiel-Torschütze Karim Adeyemi guter Dinge, zumal der zuletzt angeschlagene Donyell Malen und auch Torhüter Gregor Kobel mit an Bord sind. «Wir haben mittlerweile verstanden, wie wir alle zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich Fußball zu spielen und Ergebnisse zu liefern. Wir haben gelernt, die Spiele anzunehmen, auch wenn sie nicht in unsere Richtung laufen.»

Ob Kobel nach seiner Zwangspause gegen Leipzig ins Tor zurückkehrt, soll kurzfristig entschieden werden. «Gregor hat sich in den vergangenen beiden Tagen behandeln lassen, er fühlt sich von Tag zu Tag besser. Morgen Vormittag werden wir entscheiden, ob es reicht für einen Einsatz», sagte Trainer Edin Terzic in London.

Noch im ersten Duell mit dem FC Chelsea, der am vergangenen Wochenende zu einem mühsamen 1:0 gegen Abstiegskandidat Leeds United kam, musste sich der Nationalspieler zähneknirschend mit einem Platz auf der BVB-Bank begnügen. Die positive Reaktion des Edelreservisten auf diese zwischenzeitliche Ausbootung kam bei Trainer Edin Terzic gut an. So übernahm der 33-Jährige gegen Leipzig beim Elfmeter die Verantwortung und brachte sein Team abgeklärt mit 1:0 in Führung: «Er ist heute vorweg gegangen in seiner Leistung und in der Situation. So wünschen wir uns unseren Capitano», lobte der Fußball-Lehrer.

Reus-Entscheidung bis Ende April

Ob Reus nach elf Jahren weiter für den BVB stürmen wird, soll laut Kehl bis spätestens Ende April entschieden werden. Ähnliches gilt für den 34 Jahre alten Vize-Kapitän Mats Hummels, dessen Vertrag ebenfalls im Sommer ausläuft. Dass Reus noch immer ein Erfolgsfaktor ist, belegen die Leistungsdaten. Mit ihm holte die Mannschaft in dieser Saison mehr Punkte und erzielte mehr Tore als ohne ihn.

Viel wird davon abhängen, ob sich beide Seiten in der Gehaltsfrage annähern. Medienberichten zufolge denkt die Vereinsführung über eine Halbierung des bisherigen Gehaltes des verletzungsanfälligen Profis nach. «Wir sind in Gesprächen. Ich habe meinen Standpunkt schon des Öfteren deutlich gemacht», sagte Reus zum Stand der Verhandlungen. Auf die Frage, ob er gern weiterhin das schwarz-gelbe Trikot tragen wolle, antwortete er prompt: «Das habe ich ja schon ein paar mal gesagt.»

Von Heinz Büse, dpa