Werner stolpert ins Glück – Leipzig im Titelrennen

Das erlösende Tor im Stolpern passte irgendwie zu Timo Werner nach quälenden Wochen.

«Absolutes Traumtor, glaube ich», meinte der Nationalspieler schmunzelnd. Nach 374 Minuten beendete der 26-Jährige seine Torflaute und schoss RB Leipzig mit seinem Führungstreffer beim 2:1 gegen Eintracht Frankfurt zurück ins Titelrennen der Fußball-Bundesliga.

«Leipzig hat die Qualität, noch näher ranzurücken. Timo Werner hat ein Top-Spiel hingelegt, mit seiner Geschwindigkeit ist er für jede Verteidigung gefährlich», lobte DFB-Sportdirektor Rudi Völler bei Bild-TV den Nationalspieler am Tag danach. «Er ist in guter Verfassung!»

Tore schießen und vorbereiten – Werners Job

«Ich habe ihm oft genug den Rücken gestärkt, es gibt jetzt auch keinen Grund, ihn übermäßig zu loben», sagte RB-Cheftrainer Marco Rose. Er verlange einfach von ihm, «dass er Tore schießt und vorbereitet, seine Schnelligkeit einsetzt und irgendwo den Unterschied machen kann».

Gegen Frankfurt legte Werner nach seinem Führungstreffer nach einem Steilpass von Emil Forsberg («Ich verliere irgendwie das Gleichgewicht und habe am Ende nur probiert, den Ball irgendwie an Kevin Trapp vorbeizubringen») für den Schweden in bester Manier für das 2:0 auf.

An Toren und Vorlagen wird Werner gemessen – schon am Freitag (20.30 Uhr) im Spitzenspiel in Dortmund. Es ist zugleich Roses Rückkehr an die ehemalige Wirkungsstätte, nachdem er am 10. September 2022 mit dem 3:0 einen Traumeinstand als RB-Coach gegen die Borussia gefeiert hatte.

Werner gesteht: «Brauche Tritt in Hintern»

Trainer Rose ist für Werner auch ein Erfolgs-Faktor nach der «harten Zeit» beim FC Chelsea, wo er nach zwei Jahren «am Ende nur noch weg» wollte. «Er steht voll hinter mir, das brauche ich», sagte ein sichtlich gelöster Werner in den Katakomben der Red Bull-Arena. Zugleich gab der Stürmer erstaunlich viel über sein Innenleben preis. «Ich glaube, dass auch ich nicht immer der einfachste Charakter bin. Dass ich auch immer mal wieder einen Tritt in den Hintern brauche, den hat er mir gegeben, den gibt er mir und den wird er mir geben», sagte Werner.

Da musste selbst der Coach feixen: «Wenn er das selber für sich so wahrnimmt, dann ist es wahrscheinlich so, dann kann er das gerne haben.» Rose weiß, dass sein pfeilschneller Stürmer immer eine Portion Vertrauen braucht. «Den Wohlfühlfaktor kann er gerne haben, auf der anderen Seite muss er dann auch liefern.»

Der Stürmer ist erst seit Kurzem schmerzfrei

Wie sehr sich Werner nach seinem WM-Aus wegen eines Risses des Syndesmosebandes im linken Knöchel unter Druck gesetzt hatte, wird erst jetzt deutlich. Er war zwar schnell wieder fit, «weil ich mich auch mit dem Spiel gegen München so ein bisschen gepusht habe», sagte er. Danach kamen aber die Schmerzen.

«Das war für den Fuß nicht optimal, die Verletzung an sich war nicht das Problem, eher die Baustellen herum am Fuß wie die Achillesferse», sagte Werner, der «gerade beim Sprinten total eingeschränkt» war. Nun sei er endlich schmerzfrei. «Ich habe es in den letzten Spielen gemerkt, dass ich deutlich spritziger und beweglicher war.»

Werners Schmerz-Beichte verwunderte sogar seinen Trainer. «Timo war wohl in Plauder-Laune?», fragte er und gab zu, nichts davon gewusst zu haben. «Das wird er den Ärzten und Physiotherapeuten erzählt haben. Manche Dinge müssen auch nicht bei mir ankommen, wenn er am Wochenende auf dem Feld steht und rennt, dann ist das okay für mich», sagte der Trainer, der nun auf eine wiedererstarkte Borussia trifft.

Frank Kastner, dpa