Die Welle von Vorwürfen gegen die Arbeit an deutschen Turn-Stützpunkten ebbt nicht ab. Nun hat erstmals ein männlicher Ex-Athlet öffentlich Missstände im Stuttgarter Kunstturnforum angeprangert. Zu seiner Zeit sei nicht auf «körperliches und mentales Wohlbefinden» geachtet worden, sagte Jan Gehrung der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». Stattdessen sei man dort «oft wie Dreck behandelt worden».
Als er vor rund zehn Jahren in Stuttgart trainiert habe, hätten bei ihm und seiner Trainingsgruppe «Schimpftiraden und Demütigungen dazugehört», berichtete der 22-Jährige. «Jeden Tag habe ich oder hat ein anderer Junge aus der Gruppe geweint.» Ein damaliger Trainer habe sich für eine Verletzung und damit verbundene Schmerzen nicht interessiert, sagte Gehrung weiter. Unter anderem sei er auch vor seinen Kollegen bloßgestellt worden.
Reihe von Vorwürfen seit kurz nach Weihnachten
Seit Ende Dezember gibt es zahlreiche öffentliche Stellungnahmen, in denen bislang vor allem ehemalige Turnerinnen Missstände an Stützpunkten in Deutschland kritisiert haben. Angeführt von den früheren Auswahlturnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm waren vor allem gegen die Arbeit in Stuttgart schwere Vorwürfe erhoben worden.
Zuletzt geriet auch der Stützpunkt in Mannheim in den Fokus. Dort waren unter anderem harsche und autoritäre Trainingsmethoden angeprangert worden. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Schwäbische Turnerbund (STB) sind mit der Aufklärung beschäftigt. Dafür wurde Mitte Januar auch eine Kanzlei aus Frankfurt am Main hinzugezogen.