Wie es im Milliarden-Streit DAZN/DFL weitergeht

Der seit Tagen tobende Milliarden-Streit zwischen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Internet-Sender DAZN wird nach der jüngsten Eskalation jetzt juristisch geklärt.

DAZN hat nach eigenen Angaben die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) eingeschaltet. Das bestätigten ein Sprecher des weltweit tätigen Unternehmens mit Sitz in London und die DFL der Deutschen Presse-Agentur. Nach heftigen Attacken und gegenseitigen Vorwürfen soll damit eine Klärung in der Auseinandersetzung um TV-Rechte der Fußball-Bundesliga herbeigeführt werden.

Worum geht es in dem Streit?

DAZN und DFL streiten um den ersten Tag der Auktion und um eine Bankbürgschaft. Die zunehmend schärfere Auseinandersetzung war ausgebrochen, nachdem die DFL nach dpa-Informationen vor zwei Wochen das TV-Rechte-Paket B für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 an den Pay-TV-Anbieter Sky vergeben hatte. Konkurrent DAZN behauptet, die DFL habe damit sein deutlich besseres Angebot abgelehnt, weil eine kurzfristig verlangte Bankbürgschaft nicht innerhalb eines Tages zu erlangen war. Die DFL hat nach eigenen Angaben das strittige Paket rechtmäßig vergeben. Die Angebote von DAZN seien nicht ausschreibungskonform gewesen, erklärte der Ligaverband. Das Rechte-Paket B ist das größte Paket mit den Spielen am Samstag um 15.30 Uhr und am Freitagabend sowie den Relegations-Partien. Es umfasst insgesamt 196 Live-Spiele.

Warum geht der Streit jetzt vor ein Schiedsgericht?

Das ist ein Schritt, der in den Ausschreibungsunterlagen der DFL für einen Streitfall vorgesehen ist und von allen Bietern akzeptiert wurde. Auch DAZN hat sich bei der Registrierung für die Auktion der audiovisuellen Medienrechte der 1. und 2. Fußball-Bundesliga dazu verpflichtet, sich bei juristischen Auseinandersetzungen an die DIS zu wenden. Diesen Schritt hat der Sender nun vollzogen.

Wie funktioniert ein DIS-Verfahren?

In aller Regel benennen die Streitparteien für das Verfahren jeweils einen unparteilichen und unabhängigen Schiedsrichter. Diese beiden wiederum wählen zusammen einen Vorsitzenden Schiedsrichter aus. Das dreiköpfige Schiedsgericht soll für eine einvernehmliche Beilegung des Streits sorgen. Ist das nicht möglich, entscheidet es wie ein ordentliches Gericht. Dieser Schiedsspruch hat unter den Parteien die Wirkung eines rechtskräftigen Urteils.

Wie lange dauert die Klärung?

Einen festen Zeitrahmen gibt es nicht. Ein Schiedsverfahren dauert in der Regel kürzer als ein Verfahren vor staatlichen Gerichten, da es nur in einer Instanz geführt wird. Mehrere Monate dürfte es sich allerdings hinziehen. Der DFL-Streit mit Discovery/Eurosport wegen ausbleibender Millionen-Zahlungen hatte 2020 insgesamt fast ein halbes Jahr gedauert.

Was passiert nach dem Urteil?

DAZN hat bereits damit gedroht, in der Auseinandersetzung mit der DFL alle juristischen Mittel auszuschöpfen. «Der Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen vor deutschen Zivilgerichten, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs», sagte der Unternehmens-Sprecher. Allerdings sind DIS-Entscheidungen vor ordentlichen Gerichten nur wegen formeller Verstöße anfechtbar.

Wie sind die Chancen des Klägers DAZN?

Schwer einzuschätzen, aber eine Bankbürgschaft ist in den Ausschreibungsunterlagen auf jeden Fall verankert. So steht es in den von allen Bietern akzeptierten Regeln, wie mehrere Beteiligte der dpa erklärten. Demnach kann die Liga nur auf Antrag auf die Bankgarantie verzichten. Das hat sie dem Vernehmen nach bei der bisher letzten Ausschreibung vor vier Jahren bei mehreren Unternehmen und Sendern getan, auch bei DAZN.

Was sagt die DFL zum Schiedsgerichtsverfahren?

Aktuell will sich die DFL nicht mehr äußern. In der Vorwoche hatte sie erklärt, dass sie für das Verfahren «gut aufgestellt», sei. «Die DFL erwartet im Sinne zügiger Prozess- und Rechtssicherheit, die im allseitigen Interesse liegt, dass alle Beteiligten einen Schiedsspruch als endgültig und abschließend akzeptieren», hieß es.

Michael Rossmann und Florian Gut, dpa