Wie steht es um die Zukunft der ESL Meisterschaft in CS:GO?

Nachdem die ESL Meisterschaft in Counter-Strike in der Pandemie vor allem stagnierte, sollte eine Fusion mit der 99Damage Liga die Liga für die Zukunft aufstellen. Doch No Limit Gaming zeigt sich nach der ersten Saison enttäuscht – und sieht schwarz für die Zukunft der Liga.

«Wir hatten zehn Vollzeit-Teams in der Liga, die alle Geld reingesteckt haben in Counter-Strike, weil wir gehofft haben, dass sich in Zukunft was Großes ergeben wird», sagt NLG-Gründer und Geschäftsführer Stefan Schillhabel im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Doch aus der Szene sei zu wenig Geld zurückgekommen, da das Interesse zu gering sei: «Ich kenne kaum Leute, die sich deutsches Counter-Strike freiwillig antun.»

ESL Meisterschaft: NLG nur noch mit Hobbyteam

Die Organisation hatte Anfang 2019 einen Platz in der Liga übernommen und war damit eins der jüngeren Teams. Eine in Vollzeit bezahlte Aufstellung sei in Zukunft zu teuer.

Anfang des Jahres hatten die Veranstalter ESL und Freaks 4U Gaming ihre beiden deutschen Counter-Strike-Ligen fusioniert. Seitdem ist Freaks 4U aus Berlin-Spandau Veranstalter. Und dem wirft Schillhabel vor, sich eher auf andere Spiele zu fokussieren – wie League of Legends oder Valorant. «Counter-Strike ist quasi das ungeliebte Kind, das man irgendwie aussitzt. Als ob man plant, den Laden irgendwann zuzumachen.»

Die Liga könne jedoch nicht die größte Einnahmequelle für die Teams sein, entgegnet der Manager von Sprout, Daniel Paulus. «Du hast eine Menge Möglichkeiten, um Aufmerksamkeit und Reichweite zu generieren. Und es liegt dann auch an den Organisationen selbst, diese Wege zu gehen und da in irgendeiner Form erfolgreich zu sein», sagt er im Gespräch mit dpa. Dazu müssten Teams vor allem in internationalen Turnieren antreten, um für Sponsoren interessant zu sein.

Counter-Strike: Spielergehälter während Corona explodiert

Aus Sicht von Lennart Kreuter, Projektleiter bei Alternate Attax, seien die Gehälter in der deutschen Szene dazu häufig zu hoch. «Nimmst du ein Team unter Vertrag, generiert es für dich Erfolge und Reichweite, und darüber akquirierst du Sponsoren», sagt er im dpa-Interview. «Wenn schon die Spieler sagen, ich will das und das, liefern aber im Gegenzug nichts, dann hast du ja gar keine Möglichkeit, Sponsoren zu akquirieren.»

Teams aus anderen Ländern seien im internationalen Wettbewerb trotz geringerer Gehälter häufig erfolgreicher, fügt Paulus hinzu.

Kritik am Livestream der ESL Meisterschaft

Kritik richtete Schillhabel vor allem auch an die Qualität der Liveübertragungen, die etwa mit fehlerhaften Grafiken hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Die Veranstalter würden Feedback ignorieren, einige Fehler seien dazu bis heute nicht behoben.

«Wenn man etwas acht Mal anspricht, und da kommt nie was zurück, dann hört man irgendwann auf, zu kritisieren», sagt Schillhabel. Auch auf der Webseite von 99Damage gebe es für ihn zu wenig Berichterstattung. Alle Beteiligten hätten stets die Möglichkeit, Feedback einzubringen, heißt es dazu von Freaks 4U. Man befinde sich in engem Austausch.

Sprout und Attax schließen sich der Kritik von NLG zum Teil an. «Ich hab mich mit den Leuten von der ESL, Freaks 4U und anderen Teams unterhalten, weil ich die Saison selber katastrophal fand. Und jeder war total unzufrieden», sagt Paulus. «Irgendwie kam die Lösung nicht. Und woran das liegt? Das kann am Ende wahrscheinlich nur Freaks 4U sagen.» Er weist jedoch darauf hin, dass die Verantwortlichen für ihn jederzeit offen für Kritik gewesen seien.

LoL-Liga Prime League wird zum Vorbild

Dass die ESL Meisterschaft zum Beispiel hinter der ebenfalls von Freaks 4U veranstalteten League-of-Legends-Liga Prime League zurückbleibe, die finanziell vom Entwickler Riot Games unterstützt wird, ist aus Sicht von Alternate wenig überraschend.

«Den Fans muss klarer gemacht werden, dass es einfach logisch ist, dass die ESL Meisterschaft nicht dasselbe Budget hat», sagt Kreuter. «Du kannst kein Studio mieten mit zwei Castern, zwei Analysten und einem Moderator, sowas funktioniert von alleine nicht.»

Schillhabel glaubt jedoch daran, dass ein ähnliches Niveau mit dem richtigen Einsatz für die Veranstalter erreichbar sei. «Das Produkt, das man mit der Prime League geschaffen hat, könnte man auch aufbauen, wenn man mal investieren und Risiko gehen würde», sagt Schillhabel. Dann könne das auch ohne finanzielle Unterstützung eines Publishers gelingen. «Wenn die Zuschauerzahlen stimmen, dann wird man auch da Sponsoren gewinnen können.»

Veranstalter will Finanzierung verbessern

Freaks 4U weist dagegen auf die bereits bestehenden Ausgaben hin. «Es werden von Veranstalterseite hohe Summen investiert, um wöchentlich Live-Übertragungen zu realisieren oder wie zuletzt ein Studio-Finale in Berlin umzusetzen», erklärt das Unternehmen in einem Statement. «Wir arbeiten aktuell an verschiedenen Modellen, um die Monetarisierung der Liga zu verbessern.»

Während NLG in der Liga in Zukunft nur noch ein unbezahltes Team stellen wird, halten Sprout und Alternate Attax an der ESL Meisterschaft fest. «Ich finde, dass das Kind noch in keinem Fall in den Brunnen gefallen ist, aber es sitzt so am Rande», sagt Kreuter über den Zustand der Liga. «Wir sind an einem Nullpunkt, aber wenn alle an einem Strang ziehen, bin ich davon überzeugt, dass man das wieder retten kann.»

Auch Paulus glaubt an Besserung: «Das es nicht akzeptabel ist und sich ändern muss, das wissen wir alle und ich gehe fest davon aus, dass das alles nächste Saison um einiges besser läuft.»

Von Niklas Graeber, dpa