Der neue Münchner Sportvorstand Max Eberl (50) hat die Titelchancen des FC Bayern in dieser Saison noch lange nicht abgeschrieben. «Ich will diese Saison nicht hergeben», verkündete Eberl bei seiner Vorstellung. Ziel sei es, «das Bestmögliche in der Saison herauszuholen.»
Die Münchner liegen aktuell in der Bundesliga acht Punkte hinter Spitzenreiter Bayer Leverkusen. In der Champions League muss der FC Bayern im Achtelfinale ein 0:1 gegen Lazio Rom aufholen. Es gehe in den letzten drei Monaten der Saison darum, «vielleicht sogar Titel zu holen», sagte Eberl, der zuletzt bei RB Leipzig als sportlicher Leiter gearbeitet hatte.
Eberl beginnt offiziell ab dem 1. März als neuer Sportvorstand der Münchner. Er hat einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027 unterschrieben. «Willkommen dahoam, Max», sagte der Münchner Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zu Eberl, der den Verein 1994 als Spieler verlassen hatte und damals zum VfL Bochum gewechselt war. Später machte er Karriere als Funktionär bei Borussia Mönchengladbach und kurz in Leipzig. «Ich trete ein großes Erbe an», räumte Eberl bei seiner Vorstellung in München ein.
Dem Aufsichtsratsvorsitzenden Herbert Hainer zufolge war der ehemalige Abwehrspieler «unsere Priorität Nummer eins», als dessen Trennung in Leipzig publik wurde, als Nachfolger für den im Mai 2023 freigestellten Hasan Salihamidzic. Im vergangenen November gab es Eberl zufolge eine erste Kontaktaufnahme mit Hainer.
Eberl: «Wollen einen Trainer finden, der zu Bayern München passt»
Eberl zeigte sich über die beim FC Bayern gehandelten Trainerkandidaten ab kommendem Sommer bedeckt. Beim aktuell als Favorit gehandelten Xabi Alonso von Bundesligatabellenführer Bayer Leverkusen erinnerte er an ein «sehr interessantes Gespräch» von vor drei Jahren. Xabi Alonso war damals Coach der zweiten Mannschaft von Real Sociedad in Spanien und für Eberl Kandidat als künftiger Trainer in Mönchengladbach. «Mir ist das einen Touch zu früh», habe Xabi Alonso Eberl zufolge entgegnet. Das Gespräch von damals lasse aber keine Rückschlüsse auf heute zu, bemerkte Eberl.
«Deutsch oder Englisch sollte es schon sein»
Der 50-Jährige muss in München einen Nachfolger für Thomas Tuchel finden, der ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende in München schon in diesem Sommer geht. «Wir wollen einen Trainer finden, der zu Bayern München passt, der zu den Ansprüchen passt», betonte der neue Bayern-Funktionär.
Zu den sprachlichen Fähigkeiten des künftigen Coaches sagte Eberl: «Deutsch oder Englisch sollte es schon sein, bei Französisch wird es bei mir schon ein bisschen dünner. Das ist auch ein Kriterium, aber kein Ausschlusskriterium. Ich will mich nicht zu sehr eingrenzen.» Auch die französische Fußball-Legende Zinédine Zidane gilt als möglicher Trainer-Kandidat.
Sowohl die Trainersuche als auch die Arbeit an der neuen Kaderstruktur sei «kein Hexenwerk», versicherte Eberl. «Natürlich ist der Aufgabenzettel sehr groß, aber ich habe keine Angst.» Er betonte: «Ich bin kein Heilsbringer, ich bin ein Typ, der anpacken möchte.»
Auch mit Kimmich wird gesprochen
Unter anderem muss sich Eberl auch mit dem unzufriedenen Nationalspieler Joshua Kimmich befassen, dessen Vertrag im Sommer 2025 ausläuft. Über ihn müsse man nicht sprechen, versicherte der neue Münchner Sportvorstand.
«Er hat einen unglaublichen Weg gemacht, er hat Mentalität und Qualität», sagte Eberl, der sich auf die Gespräche mit dem Mittelfeldspieler freut. Jeder müsse aber gleichzeitig zeigen, wie wichtig der FC Bayern für ihn sei.
Eberl tauscht sich weiter mit Psychologe aus
Eberl lässt sich weiterhin von einem Experten wegen seines gesundheitlich bedingten Rückzugs bei Borussia Mönchengladbach Anfang 2022 beraten. «Ich habe einen Psychologen, den ich immer bei mir habe, den ich jetzt Gott sei Dank nicht mehr so häufig brauche wie in der Zeit», erzählte er. Die Zeit damals habe ihn als Menschen «extrem wachsen lassen und stark werden lassen. Ich mache mir keine Sorgen, weil ich weiß, auf was ich mich einlasse.»
Eberl hatte Ende Januar 2022 seinen Rückzug als Sportdirektor in Mönchengladbach verkündet. «Weil ich einfach erschöpft bin, weil ich einfach müde bin, weil ich keine Kraft mehr habe, diesen Job auszuüben, so wie es dieser Job und dieser Verein benötigt», erläuterte er damals.
Er habe sich «bis zur Selbstaufgabe» für den Verein aufgeopfert, erinnerte Eberl nun. Er habe sich danach «sehr bewusst rausgenommen», das habe ihm auch «extrem gutgetan». Im Dezember 2022 wurde Eberl nach einer längeren Auszeit dann Sportgeschäftsführer bei RB Leipzig. Rund neun Monate später musste er dort gehen. «Das fehlende Commitment zum Club veranlasst uns zu dieser Entscheidung», teilten die Leipziger damals mit.
«Ich habe richtig Lust», versicherte Eberl nun, der schon zu seiner Leipziger Zeit mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht worden war. «Ich habe keine Angst, sondern ich habe meine Menschen um mich herum, die mich begleiten, mich unterstützen.»