Schon auf der Anfahrt in die Wälder der Ardennen spürt Mick Schumacher die Magie von Spa-Francorchamps.
30 Jahre nach dem ersten Formel-1-Sieg seines Vaters Michael auf der belgischen Mutstrecke braucht der 23-Jährige im Rennen um seine Zukunft jetzt auch einen besonderen Moment. «Spa ist das Wohnzimmer unserer Familie», sagt Mick Schumacher einen Satz, den so ähnlich schon sein Papa einst formulierte. Doch im Kampf um sein Cockpit bei Haas hilft dem Filius die Nostalgie nur wenig, er muss dringend Ergebnisse liefern.
«Was die Zukunft bringt, müssen wir noch schauen», antwortet Mick Schumacher auf die zuletzt immer drängenderen Fragen nach seinen Chancen auf einen Verbleib in der Formel 1. Ungeduldig habe er das Ende der knapp vierwöchigen Sommerpause erwartet, um sich in den verbleibenden neun Saisonrennen beweisen zu können. «Ich bin voll aufgeladen und bereit zu kämpfen», versichert er. «Ich mag den Druck, das motiviert mich», lässt er wissen.
Haas oder nix?
Sein Haas-Team spielte zuletzt auf Zeit. Stallrivale Kevin Magnussen ist schon für das nächste Jahr fest gebunden. Schumacher muss darauf hoffen, dass Technik-Partner Ferrari ein gutes Wort für ihn einlegt. Teamchef Günther Steiner indes sagt, die Scuderia, die Schumacher einst ausbildete, habe für nächstes Jahr kein Mitspracherecht beim zweiten Cockpit. Auf die wenigen anderen noch freien Plätze im Fahrerfeld für 2023 werden Schumacher eher geringe Aussichten eingeräumt.
Haas oder nix könnte das für Schumacher heißen. So droht nach dem Abschied von Sebastian Vettel zum Saisonende erstmals seit 1990 ein Formel-1-Jahr ohne deutschen Piloten. 1991 war in Spa der Stern von Michael Schumacher aufgegangen. Spätestens mit seinem Sieg in Belgien 1992, als er im Regen glänzte und zur rechten Zeit wieder auf Trockenreifen wechselte, nahm der Boom der Rennserie in Deutschland so richtig Fahrt auf.
Die Schumachers und Spa
«Spa selbst ist so geschichtsträchtig, aber auch ein ganz besonderer Ort für uns als Familie und auch für mich», sagt Mick Schumacher heute. Sechsmal hat sein Vater auf der Ardennen-Achterbahn gewonnen, mehr als jeder andere in der Formel 1. 1995 triumphierte der Kerpener sogar von Startplatz 16, wieder im Regen. 2004 sicherte er sich in Spa den letzten seiner sieben WM-Titel.
«Immer ein Thema» sei diese spezielle Historie, versichert Mick Schumacher. Seinen ersten Sieg in der Formel 3 feierte er natürlich 2018 in Spa. Alles Vergangenheit. Im Hier und Jetzt kann Schumacher hoffen, dass ihm ein komplettes Paket mit Neuerungen für seinen Rennwagen Auftrieb in Spa verleiht. «Ich glaube, jedes Rennen ist eine Chance, sich zu beweisen», sagt er.
Schumacher braucht weitere Punkte
Nach einem verkorksten Start in die Saison mit zwei heftigen Unfällen sammelte er in Silverstone und Spielberg die ersten zwölf Zähler seiner Formel-1-Karriere. In Frankreich und Ungarn ging er zuletzt aber wieder leer aus. Dass Ferrari-Ersatzpilot Antonio Giovinazzi in Monza und Austin zwei Trainingseinsätze im Haas bekommt, versteht so mancher als Zeichen, dass Schumachers Zukunft weiter offen ist.
Teamchef Steiner räumt ein, unlängst Daniel Ricciardo kontaktiert zu haben, der zum Saisonende vorzeitig bei McLaren gehen muss. Der Australier gilt indes eher als Kandidat bei Alpine. Schumachers Onkel Ralf sieht den Vertragspoker um seinen Neffen noch eher entspannt. «Ich wüsste auch nicht, was Haas sonst machen sollte, denn so viele Fahrer mit Erfahrung gibt es nicht», erklärte der Sky-Experte. Eine weitere Schumacher-Sternstunde in Spa am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) wäre aber wohl in jedem Fall hilfreich.