Wolfsburg wirft Titelverteidiger Leipzig raus

Die Leipziger Spieler redeten noch auf Schiedsrichter Florian Badstübner ein, als Trainer Marco Rose das Kapitel DFB-Pokal schon abgehakt und seinem Gegenüber Niko Kovac zum Weiterkommen gratuliert hatte.

Titelverteidiger RB Leipzig ist dieses Mal bereits in der zweiten Runde ausgeschieden und muss seine Hoffnungen auf den dritten Titelgewinn in Folge frühzeitig begraben. Der Cup-Gewinner der vergangenen beiden Jahre verlor beim VfL Wolfsburg mit 0:1 (0:1) und erlebte damit den ersten große Rückschlag der laufenden Saison.

«Sind natürlich sehr enttäuscht»

«Wir sind natürlich sehr enttäuscht», kommentierte RB-Sportdirektor Rouven Schröder.  «Leipzig hat gerade im Pokal zuletzt unglaubliche Erfolge gefeiert. Daran wollten wir in dieser Saison anknüpfen. Aber es gibt so Tage im Fußball, wo es nicht optimal läuft.» Rose sagte: «Für uns geht eine tolle Reise mit tollen Erlebnissen zu Ende. Wir haben den Pokal zuletzt zweimal gewonnen, das wird uns dieses Mal leider nicht gelingen.»

Vor 16.031 Zuschauern in der Wolfsburger Volkswagen Arena erzielte Vaclav Cerny den Siegtreffer für die Niedersachsen (14. Minute). Leipzig spielte ab der 55. Minute in Unterzahl, weil Yussuf Poulsen die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. Im sechsten Pokal-Duell zwischen beiden Clubs war es erst der zweite Wolfsburger Sieg. Entsprechend glücklich war Torhüter Pavao Pervan: «Wir haben alles reingeworfen und am Ende auch verdient gewonnen. Den Schwung müssen wir jetzt in die Liga mitnehmen.»

Kovac nimmt acht Änderungen vor

Kovac hatte seine Mannschaft im Vergleich zum enttäuschenden 2:3 in der Bundesliga beim FC Augsburg gleich auf acht Positionen verändert. Unter anderem saßen Torjäger Jonas Wind und Kapitän Maximilian Arnold zunächst nur auf der Bank. Wind plagt sich bereits seit längerer Zeit mit Achillessehnenproblemen herum. «Jonas ist trotzdem in guter Form, aber da müssen wir aufpassen. Wir müssen mit ihm umgehen wie mit einem rohen Ei», hatte Kovac vor der Partie über den dänischen Nationalspieler gesagt.

Doch auch ohne den in dieser Saison bereits acht Mal in der Bundesliga und ein Mal im Pokal treffsicheren Wind waren die Wolfsburger im ersten Durchgang die gefährlichere Mannschaft. Der im Sommer vom FC Twente Enschede gekommene Cerny brachte die Hausherren in der 14. Minute nach feinem Zuspiel von Tiago Tomas mit einem wuchtigen Schuss in den Winkel in Führung.

Für Cerny war es der erste Saisontreffer im VfL-Trikot. Noch vor der Pause hätte der in dieser Saison zuvor weitgehend glücklose Tscheche den Vorsprung sogar ausbauen können, vergab nach einem katastrophalen Fehlpass des Ex-Wolfsburgers Xaver Schlager aber kläglich.

RB schwächt sich selbst

Nach dem Seitenwechsel schwächten sich die Gäste selbst. Poulsen sah nach einem völlig unnötigen Foul auf Höhe der Mittellinie Gelb-Rot, sodass der Champions-League-Teilnehmer mehr als eine halbe Stunde lang in Unterzahl agieren musste. Die Wolfsburger verpassten es aber, daraus Kapital zu schlagen. Durch viele leichte Ballverluste verpufften die meisten Konterchancen frühzeitig.

So musste Wolfsburg, das zuletzt in der Liga dreimal in Serie verloren hatte, bis zum Ende um das Weiterkommen zittern. Auch, weil der eingewechselte Wind in der Nachspielzeit nur den Pfosten traf. Allerdings erspielte sich Leipzig keine hochkarätige Chance mehr, auch wenn Trainer Marco Rose noch einmal alle seine Offensivkräfte mobilisierte.

Lars Reinefeld, dpa