Zarte Titel-Hoffnungen am Rhein vor heißer Playoff-Phase

Selbst beim souveränen Hauptrundensieger EHC Red Bull München gibt es vor dem Saison-Höhepunkt in der Deutschen Eishockey Liga eine dunkle Vorahnung.

Auch wenn der finanzstärkste DEL-Club in den Playoffs die größten Chancen hat, wird der Titel aus Sicht von Sportdirektor Christian Winkler alles andere als ein Selbstläufer. «Wir gehen vielleicht als Favorit ins Rennen, ja. Aber es muss schon noch richtig viel Eishockey gespielt werden», sagte Winkler vor dem Start der Viertelfinalserien in den DEL-Playoffs.

Seit inzwischen fünf Jahren wartet München auf den vierten Meistertitel. In diesem Jahr könnten zwei rheinische Clubs, die vor der Saison kaum jemand auf der Rechnung hatte, dem EHC den Titel streitig machen. Auch Winkler sieht vor allem in der Düsseldorfer EG wieder einen ernst zu nehmenden Kontrahenten. Das hat einen Grund, an dem Winkler und der EHC nicht ganz unbeteiligt sind: Torhüter Henrik Haukeland.

Haukeland und DEG bereit

Der 28 Jahre alte Norweger spielte in der vergangenen Saison noch in München und ist nach Ansicht der meisten Trainer der beste Keeper der Liga und im Rahmen der jährlichen DEL-Gala auch offiziell dazu gekürt worden. «Wir sind auf jeden Fall bereit», sagte Haukeland, der mit seinem Team am Mittwoch in die Viertelfinalserie beim Hauptrundenzweiten ERC Ingolstadt (19.00 Uhr/MagentaSport) startet. Erstmals seit 2019 sind nach der Corona-Pandemie wieder vier Siege pro Serie zum Weiterkommen und zum Titel notwendig («Best-of-seven»). 

Winkler hatte Haukeland in der vergangenen Saison nachverpflichtet und in die DEL nach München geholt. Da der EHC für diese Saison aber schon Nationaltorhüter Mathias Niederberger vom 2022er Meister Eisbären Berlin eingeplant hatte, zog Haukeland im vergangenen Sommer weiter und landete in Düsseldorf. Ohne ihn wäre die DEG über den Jahreswechsel wohl kaum wochenlang das formstärkste Team der Liga gewesen. In der Playoff-Qualifikation gegen Aufsteiger Frankfurt setzte der achtmalige deutsche Meister mit zwei souveränen Siegen und nur einem Gegentor (5:0 und 5:1) ein Statement.

Über den Umweg der Pre-Playoffs musste die DEG nur, da ihr ärgster Rivale zum Ende der Hauptrunde noch stärker wurde und den Düsseldorfern die direkte Viertelfinal-Qualifikation noch wegschnappte. Von Beginn der Saison an sprachen die Kölner recht offen über ihre hohen Ambitionen. Daran hat sich nichts geändert.

«Wenn wir unser Eishockey spielen, dann sind wir ganz schwer auszurechnen und können gegen jeden Gegner bestehen», sagte Haie-Coach Uwe Krupp am Montag. Sein Team startet angesichts des starken Hauptrunden-Schlussspurts mit besonders breiter Brust in die Serie gegen die Adler Mannheim, die am Dienstag (19.30 Uhr/MagentaSport) in der Kurpfalz startet.  

Optimistische Haie

«Bei uns läuft seit einiger Zeit sehr viel in die richtige Richtung. Ich habe das Gefühl, dass die Saison für uns noch lange dauern kann», sagte Kapitän Moritz Müller und Krupp meinte vor dem Start beim Vorrunden-Dritten: «Ich gehe mit hohen Erwartungen rein.» Viele in der Liga trauen seinen Haien zu, die in den letzten Wochen der Hauptrunde lange schwächelnden Adler auszuschalten. Die Offensive der Haie ist das Prunkstück, nur München schoss in der Hauptrunde mehr Tore. Zudem spielt in Nick Bailen der beste Verteidiger der Liga in Köln. Auf einer entscheidenden Position gelten die Haie indes noch nicht als titelreif: Auf der des Torhüters. Vorteil DEG.

Am Dienstag beginnt zudem die Viertelfinalserie Straubing gegen Wolfsburg und am Mittwoch München gegen Bremerhaven. Der Nachfolger der Eisbären, die es diesmal nicht in die Playoffs schafften, soll bis spätestens zum 27. April ermittelt sein. 

Carsten Lappe, dpa