Den quälenden 1500-Meter-Lauf zum Abschluss und auch das Speerwerfen ersparte sich Niklas Kaul. Der Zehnkampf-Weltmeister stieg beim Meeting in Ratingen am Sonntag vorzeitig aus, da sein Tokio-Ticket nicht mehr durch deutsche Konkurrenten gefährdet war.
Zusammen mit Sieger Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied darf der 23 Jahre alte Mainzer nach Japan fliegen. Die holprige Olympia-Qualifikation löste bei Kaul gemischte Gefühle aus.
Kaul unzufrieden mit erstem Tag
«Der erste Tag war scheiße, das muss man offen so sagen», sagte der Medaillenkandidat zunächst, betonte dann aber: «Richtung Tokio ist alles im Rahmen, auch wenn es gestern dramatisch schlecht aussah.»
Als Achter nach den fünf ersten Disziplinen hatte Kaul jede Menge Punkte liegen lassen. Eine Aufholjagd startete er aber tags darauf mit der persönlichen Bestzeit von 14,38 Sekunden über 110 Meter Hürden. Seine Sahne-Disziplinen liegen ohnehin am zweiten Tag. Nach 44,85 Meter mit dem Diskus und 4,90 Meter im Stabhochsprung verabschiedete sich Kaul am Sonntag aus dem Wettkampf.
In der Gesamtwertung setzte sich der frühere WM-Dritte Kazmirek mit 8184 Punkten durch, verpasste diesmal aber ebenso wie der Zweite Mathias Brugger (Ulm/8080) und der am Ende angeschlagene Frankfurter Andreas Bechmann (7955) die Tokio-Norm von 8350 Punkten.
«Fühle mich fit wie nie»
Brugger könnte noch über die Weltrangliste ins Teilnehmerfeld der Spiele rutschen. Kazmirek hatte die Qualifikationsanforderung ebenso wie Kaul, der bei seinem WM-Triumph 2019 in Doha 8691 Punkte sammelte, schon zuvor erfüllt. Im Zweifelsfall hätten aber die Leistungen von Ratingen mehr gezählt, sodass der Weltmeister vorsichtshalber am Wochenende angetreten war.
«Es hört sich komisch an: Aber ich fühle mich fit wie nie. Das Problem ist die körperliche Fitness technisch umzusetzen. Das gelingt mir momentan nicht. Ich benötige im Hochsprung noch Stabilität im Anlauf und im Diskuswurf einige Trainingswürfe», sagte Kaul und ergänzte: «Wenn ich in Tokio antrete, mache ich mir keine Sorgen um die Form. Beim Saisonhöhepunkt hat es noch immer geklappt.»
Mit einem lauten Knall platzten die Olympia-Träume von Pechvogel Tim Nowak: Beim Stabhochspringen brach der Stab des Ulmers, er musste mit einer Handverletzung ins Krankenhaus.
Den Siebenkampf der Frauen gewann die Kanadierin Georgia Ellenwood mit 6314 Punkten vor Odile Ahouanwanou aus Benin (6274). Als beste Deutsche verpasste Vanessa Grimm vom Königsteiner FV als Vierte mit 6231 Zählern die Olympia-Norm (6420), darf aber große Hoffnungen auf das Nachrückverfahren setzen. Carolin Schäfer, die WM-Zweite von 2017 aus Frankfurt/Main, fehlte wegen Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung. Die Frankfurterin muss bis zum Nominierungsschluss am 29. Juni noch einen Leistungsnachweis liefern.