Beim frenetischen Jubellauf von Zehnkämpfer Leo Neugebauer staunte Speerwurf-Europameister Julian Weber. «Alter, Leo geht ab», sagte Weber nach seinem eigenen Finaleinzug.
Der erste Acht-Meter-Sprung der Karriere sorgte bei Neugebauer für einen emotionalen Ausbruch bei der Leichtathletik-WM, nach 17,04 Metern mit der Kugel feierte der deutsche Rekordhalter weiter.
Neugebauer ist nach drei Disziplinen in Budapest bestens unterwegs. Mit breitem Grinsen machte der 23-Jährige zwischendurch immer wieder für Selfies Station und klatschte locker Fans ab. «Bisher macht es sehr viel Spaß. Meine Stimme ist nicht mehr so sehr da, weil ich viel geschrien habe», sagte Neugebauer. «Super-happy» mache ihn der Weitsprung, die Kugelweite sei «fantastisch».
Ex-Weltmeister Kaul auf Platz 19
Sorgen machte dagegen der angeschlagene Europameister Niklas Kaul, der Hüftprobleme hat. «Wir schauen, dass wir es jetzt halbwegs in den Griff kriegen», erklärte Kaul. Der Ex-Weltmeister belegt nach drei Disziplinen den 19. Platz, er kann mit Stärken am zweiten Tag aber viel Boden gut machen. Manuel Eitel als dritter deutscher Zehnkämpfer ist bei der WM-Premiere zunächst auf dem elften Rang.
Im Titelkampf-Schlussspurt sollen Neugebauer und Kaul sowie Weber zwei Jahre nach der Weltmeisterschaftstristesse von Eugene ein medaillenloses Abschneiden verhindern. Neun Top-8-Platzierungen und dabei fünfte Ränge als Top-Ergebnisse verbucht der Deutsche Leichtathletik-Verband als Erfolg für sich. Das Ansehen in der breiten Öffentlichkeit steht und fällt aber mit Medaillen. Da stehen laut Cheftrainerin Annett Stein noch einige Finals «auf der Agenda».
Allen voran der Zehnkampf, bei dem die Entscheidung an diesem Samstag fällt. Neugebauer startete er mit einem 100-Meter-Lauf in 10,69 Sekunden nahe an der Bestleistung. Die gelang mit dem begeisternden Weitsprung auf 8,00 Meter sowie der imposanten Kugelweite, mit der er mehr als einen Meter vor dem Zweiten lag.
«Ich liebe das Wetter und genieße die Hitze sehr»
Nach drei Disziplinen ist der in Texas studierende 1,98-Meter-Riese mit 2908 Punkten deutlich besser unterwegs als bei der Bestleistung, mit der er in diesem Jahr in der Welt Nummer 1 ist. Nicht mehr dabei ist Weltrekordler Kevin Mayer. Der Franzose stieg wegen Achillessehnenproblemen aus.
Die kräftezehrenden Bedingungen bei großer Hitze verlangen den Zehnkämpfern besonders viel ab. «Ich liebe das Wetter und genieße die Hitze sehr», sagte Neugebauer. Der 23-Jährige hatte in diesem Sommer überraschend den fast vier Jahrzehnte währenden deutschen Rekord von Jürgen Hingsen um vier Punkte auf 8836 Punkte geschraubt.
«Geiler Typ, so krass», sagte Weber und kraulte sich die Bartstoppeln. «Wenn bei mir die Neun vorne steht, dann freue ich mich auch so.» Die magische Marke von 90 Metern fehlt noch in seiner Statistik. In der Qualifikation war der 28-Jährige Vierter mit 82,39 Metern. «Es hätte besser laufen können. Ich bin es ziemlich entspannt angegangen, vielleicht ein bisschen zu entspannt», sagte der gut gelaunte Weber. «Ich bin nicht der Morgenmensch. Ich werfe viel lieber abends, da komme ich dann so richtig in Fahrt.» Zudem sind Webers Speere noch nicht in Budapest eingetroffen. Wo sie abgeblieben sind, weiß er nicht. Olympiasieger Neeraj Chopra aus Indien war mit 88,77 Metern der Beste der Qualifikation.