«Zu wenig»: Dortmunder Prozess braucht mehr Zeit

Nur in einem Punkt waren sich Edin Terzic und Sebastian Kehl einig: Der ideenlose Auftritt von Borussia Dortmund beim 0:0 bei Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim war weder für den Trainer noch für den Sportdirektor ein Rückschritt. «Definitiv nicht. Es war ein kleiner nach vorn – so würde ich es formulieren», sagte Kehl und verwies auf die drei Siege nacheinander zuvor. «Wir haben uns verbessert, stehen in der Tabelle besser da und spielen besseren und flexibleren Fußball.»

Bei den heimstarken Heidenheimern, die 18 ihrer 24 Zähler in der Voith-Arena holten, war von einem konstruktiven Ballvortrag jedoch wenig zu sehen. Die Leistung des BVB ließ wie schon häufig in der Vorrunde viele Wünsche offen. Zum Ärger des Trainers. «Für das, was wir uns vorgenommen haben, ist das zu wenig. Wir hätten mit einem Sieg den nächsten Schritt machen können und das ist uns nicht gelungen», sagte Terzic. Er wertete die Leistung als einen «Schritt zur Seite».

Dortmund hat mit Ausfällen zu kämpfen

Das Bundesliga-Spitzentrio konnte der BVB durch das Remis nicht unter Druck setzen. Zu wenig Durchschlagskraft habe die stark ersatzgeschwächte Mannschaft entwickelt, fand Kehl. Er bat aber auch um Verständnis. «Wenn man neun Leute ersetzen muss, dann ist das natürlich ein Aderlass», sagte er. «Am Ende kann man das nicht kompensieren, das schafft keine Mannschaft. Trotzdem ist das nicht der alleinige Grund dafür, dass wir hier unentschieden spielen.»

Unter anderem standen Winter-Neuzugang Jadon Sancho (muskuläre Probleme) und die erkrankten Marco Reus, Gregor Kobel und Julian Brandt nicht zur Verfügung. Sie sollen zeitnah wieder ins Training einsteigen und dürften damit auch Optionen für das Heimspiel am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) gegen den SC Freiburg sein.

Von den Vertretern erwartet Terzic mehr. «Jetzt haben wir eine Phase, in der die Jungs, die zuletzt unzufrieden waren, weil sie weniger gespielt haben, ihre Chance bekommen. Damit sind wir nicht zufrieden, weil es in vielen Bereichen, auf vielen Positionen deutlich zu wenig war», sagte der 41-Jährige

Füllkrug: «Das ist zu wenig für uns»

Hinzu kamen leichtsinnige Fehler im Spielaufbau wie jener von Salih Özcan, dessen Fehlpass beinahe zum 0:1 durch Heidenheims Tim Kleindienst geführt hätte. Häufiger dürfen sich die Borussen solche Aussetzer nicht leisten, denn andere Vereine bestrafen solche Patzer.

Immerhin: Wille und Einsatzbereitschaft waren dem BVB nicht abzusprechen. Und hätte Donyell Malen beim vermeintlichen 1:0 nicht hauchdünn im Abseits gestanden (26.), «wäre das Spiel ganz anders gelaufen», sagte Nationalstürmer Niclas Füllkrug. Er stellte aber ebenfalls fest: «Das ist zu wenig für uns, wir wollten mehr und haben uns mehr vorgenommen. Aber das kann auch mal passieren.»

Auch Kehl kann den kleinen Dämpfer richtig einschätzen. «Wir müssen nicht drum herumreden: Natürlich können wir uns verbessern. Aber wir sind auf einem Weg, das ist ein Prozess, den wir im Winter durch verschiedenste Änderungen angestoßen haben. Diese Entwicklung lasse ich mir nicht kaputt reden», sagte er.

Von Maximilian Wendl, dpa