Während seines souveränen Auftaktsiegs bei den US Open fühlte sich Alexander Zverev wie in «Snoop Doggs Wohnzimmer».
Nach dem ungefährdeten 6:4, 6:4, 6:4 über den Australier Aleksandar Vukic bei seiner Rückkehr zum Grand-Slam-Turnier in New York berichtete der Tennis-Olympiasieger von dem Marihuanageruch, der über Außenplatz 17 strömte. «Oh mein Gott, es ist buchstäblich überall, der ganze Platz riecht nach Weed», sagte der 26-Jährige nach seinem Zweitrundeneinzug und zog den Vergleich zum US-Rapper, der für seinen Graskonsum bekannt ist.
Andere Profis wie Maria Sakkari hatten bereits zuvor über den durchdringenden Geruch auf Teilen der Anlage geklagt, Zverev ließ sich im Gegensatz zur Griechin allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Nach seinem 13. Ass jubelte der Hamburger routiniert über die erfolgreiche Rückkehr zum letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres.
Nach 2:09 Stunden verwandelte der 26-Jährige seinen ersten Matchball. Bei 26 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit gab Zverev nur einmal in der Schlussphase der Partie seinen Aufschlag ab und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. «Für eine erste Runde war es wirklich sehr, sehr gut von mir, von Anfang bis Ende sehr souverän», sagte Zverev über seine Vorstellung.
Deutsches Duell in der zweiten Runde
In der zweiten Runde trifft er auf seinen Davis-Cup-Kollegen Daniel Altmaier. Der 24 Jahre alte Kempener gewann nach anfänglichen Problemen klar mit 6:7 (5:7), 6:3, 6:1, 6:2 gegen den Franzosen Constant Lestienne. Für ihn ist es der erste Zweitrundeneinzug bei diesem Turnier. Er hoffe, dass Altmaier gewinne, sagte Zverev nach seiner eigenen Partie. «Aber klar – dann hoffe ich, dass in der zweiten Runde Schluss für ihn sein wird.»
«Eine starke Leistung, mir hat vor allem die Art und Weise, wie er gespielt hat, gefallen», sagte Tennis-Ikone Boris Becker als Experte von Sportdeutschland.TV. «Es liegt an ihm, wenn er so weiterspielt – heute gefällt er mir ganz gut – wenn er das beibehält, dann kann er jeden Gegner der Welt schlagen.» Zuvor hatte Tamara Korpatsch als erster deutscher Tennisprofi bei diesen US Open die zweite Runde erreicht. Bei den Damen schieden Tatjana Maria, Anna-Lena Friedsam und Laura Siegemund hingegen aus.
Zverev stellte weiter seine gute Form unter Beweis. Bei der Generalprobe in Cincinnati hatte er den früheren US-Open-Champion Daniil Medwedew aus Russland bezwungen und im Halbfinale gegen den serbischen Topfavoriten Novak Djokovic gut mitgehalten. Nachdem Zverev im vergangenen Jahr bei den US Open wegen seiner schweren Knöchelverletzung aussetzen musste, soll es nun wieder ähnlich weit gehen wie 2020, als er in seinem bislang einzigen Grand-Slam-Finale den großen Triumph knapp verpasst hatte.
Zverev gegen Vukic weitgehend ohne größere Mühe
Dafür muss er sich aber noch steigern. Anders als im Training trug Zverev kein Tape mehr am linken Handgelenk. Nachdem er im Schlaf falsch gelegen hatte, berichtete der Hamburger vor dem Turnier über leichte Schmerzen – zu Beginn der Partie war davon nichts mehr zu sehen. Der erste Aufschlag kam zunächst noch nicht sicher, trotzdem hatte Zverev seinen Gegner weitgehend im Griff.
Beim Stand von 2:2 erarbeitete sich der Weltranglistenzwölfte die ersten Breakbälle. Er nutzte den zweiten und jubelte mit der Faust in Richtung seines Anhangs mit Vater Alexander senior und Freundin Sophia Thomalla auf der Tribüne.
Zverev war der aktivere Spieler, stabilisierte sich weiter und nahm dem Weltranglisten-50. direkt wieder das Service im dritten Spiel des zweiten Durchgangs ab. Auch die wenigen schwierigen Momente überstand Zverev souverän: Den Breakball seines Kontrahenten beim Stand von 3:2 wehrte der frühere Weltranglistenzweite mit starkem Aufschlag ab.
Nach dem zweiten Satz ließ er sich etwas zum Naschen aus seiner Box bringen. Mit frischer Energie ging es konzentriert weiter. Erneut gelang Zverev das Break in der Anfangsphase – und sah wie der sichere Sieger aus. Zum 4:4 gab er doch noch seinen Aufschlag ab, schlug aber direkt zurück und durfte wenig später jubeln.
Korpatsch erstmals in New York in Runde zwei
Für Zverev war es der siebte Auftaktsieg in Flushing Meadows in Serie, Korpatsch steht hingegen zum ersten Mal bei den US Open in der zweiten Runde. Die 28-Jährige setzte sich mit 6:3, 6:2 gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu durch. Maria schied hingegen direkt aus. Die 36-Jährige blieb beim 2:6, 1:6 gegen die Kroatin Petra Martic in 66 Minuten ohne Chance. Ebenso klar verlor Friedsam beim 3:6, 1:6 gegen die Ukrainerin Jelina Switolina.
Im ersten Satz lag Korpatsch bereits mit 5:0 vorn, erlaubte sich eine kleine Schwächephase, behielt jedoch die Nerven. Der zweite Durchgang war eine weitgehend klare Angelegenheit für die Weltranglisten-75. «Das war mir vorher nicht klar, dass es so deutlich geht», sagte Korpatsch, die dieses Jahr in Wimbledon erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die zweite Runde erreicht hatte.
Zuvor hatte Siegemund in New York als erste von fünf deutschen Spielerinnen im Hauptfeld eine Überraschung gegen die amerikanische Mitfavoritin Coco Gauff knapp verpasst.