Eine Woche vor den US Open ist Olympiasieger Alexander Zverev auf dramatische Art und Weise ins Endspiel des ATP-Turniers in Cincinnati eingezogen.
Nach 2:41 Stunden gewann er das Duell mit Stefanos Tsitsipas 6:4, 3:6, 7:6 (7:4) – nachdem er sich zuvor von dem Griechen erst provoziert gefühlt, den zweiten Satz nach 2:0-Führung dann noch verloren und im entscheidenden dritten Satz trotz Magenproblemen und zwei Breaks Rückstand beim 1:4 schon scheinbar aussichtslos hinten gelegen hatte.
Im Finale gegen Andrej Rubljow
«Jedes Mal wenn ich mit Stef spiele, insbesondere die letzten paar Partien, war das immer extrem unterhaltsam. Sehr harte Kämpfe. Wir holen offensichtlich das Beste aus dem anderen heraus», sagte der 24 Jahre alte Zverev auf der Pressekonferenz in einem T-Shirt aus der Olympia-Kollektion von Team D. Im heutigen Finale des Masters (nicht vor 22.30 Uhr/Sky) trifft er nun auf den Russen Andrej Rubljow, der etwas überraschend 2:6, 6:3, 6:3 gegen seinen Landsmann Daniil Medwedew gewonnen hatte.
Von den acht vorausgehenden Duellen mit dem nicht mal ein Jahr jüngeren Tsitsipas hatte Zverev sechs verloren, zuletzt im Halbfinale der French Open. Auch bei dem letzten Testlauf vor dem letzten Grand Slam des Jahres sah es trotz des souverän gewonnenen ersten Satzes wieder nach einer Pleite aus – einer deutlichen noch dazu. Nach dem 2:0 im zweiten Satz gab Zverev vier Spiele in Serie aus der Hand und lag im dritten Satz schließlich schon 1:4 hinten. Nach einem langen Ballwechsel wirkte er körperlich am Ende, setzte sich auf die Handtuchbox und nahm wenig später Hilfe eines Arztes in Anspruch.
Magenprobleme bei Zverev
«Ich habe ein bisschen Magenprobleme. Schon seit ein paar Tagen, aber heute war es das erste Mal, dass ich richtig physisch gefordert wurde, auch im zweiten Satz schon habe ich mich unwohl gefühlt», berichtete Zverev bei Sky. «Als ich raus vom Platz bin – ich werde nicht sagen, was ich da gemacht habe – aber da habe ich angefangen mich besser zu fühlen und dann hat mir der Doc auch eine kleine Tablette gegeben. Es war dann auch viel besser für mich.»
Spiel um Spiel kämpfte er sich 20 Tage nach seinem Triumph in Tokio zurück. Ein Doppelfehler von Tsitsipas brachte ihm schließlich den Punkt zum 5:5, zwei Asse die 6:5-Führung. Beim 3:3 im Tiebreak zog Zverev dann davon und holte sich mit dem zweiten Matchball den Sieg.
Am Netz gratulierten sich die beiden Hitzköpfe fair, Zverev raunte Tsitsipas sogar ein «unglaubliches Spiel» zu – doch ganz verraucht war der Ärger zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht. Nach dem ersten Satz hatte sich der Grieche in die Umkleide verabschiedet, sehr zum Missfallen Zverevs, der sich beim Schiedsrichter beschwerte. «Als er vom Platz runter gegangen ist, hab‘ ich direkt gesagt, das wird mindestens zehn Minuten dauern. Ich war knapp dran. Es waren neun Minuten», kommentierte er die Situation später und schob hinterher: «Ich bin immer jemand, ich mag es mit Tennis zu gewinnen und mit Tennis zu verlieren. Manche Spieler halt nicht.»
Tsitsipas wiederum beschwerte sich auf seiner Pressekonferenz bitterlich darüber, nach dem zweiten Satz nicht erneut in die Umkleide gelassen worden zu sein, um seine verschwitzten Sachen zu wechseln. «Es wäre nicht nett, wenn ich meine Hose auf dem Platz wechsle. Ich mache das lieber in der Umkleide, inklusive Socken und Schuhe», sagte er. Er sei traurig, dass ihn der Stuhlschiedsrichter nicht habe gehen lassen. «Das war nicht nett.»