Alexander Zverev und Angelique Kerber suchten die Erholung. Nur eine kurze Trainingseinheit auf einem der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Außenplätze, dann ging es für Deutschlands bei den French Open verbliebenes Tennis-Duo zurück in die Unterkunft.
Pflege und Regeneration rückten in den Fokus, ehe es für Zverev und Kerber am Freitag auf dem Weg zu ihren so unterschiedlichen Zielen weiter geht. Zverev peilt in Paris seinen ersten Grand-Slam-Titel überhaupt an, Kerber könnte in der französischen Hauptstadt ihren persönlichen Karriere-Grand-Slam perfekt machen. In Melbourne, Wimbledon und New York hat sie bereits triumphiert, fehlt nur noch der Titel in Paris.
«Natürlich wäre es ein Traum, aber es ist gefühlt noch so weit weg», sagte Kerber nach ihrem unspektakulären Zweitrundensieg gegen die französische Wildcard-Spielerin Elsa Jacquemot. Jetzt wartet Alexandra Sasnowitsch aus Belarus, die etwas überraschend die britische US-Open-Siegerin Emma Raducanu ausschaltete.
Matchball abgewehrt
Ein Traum wäre der erste Grand-Slam-Titel auch für Zverev. Doch in Paris wäre dieser fast schon wieder früh geplatzt. Gegen den Argentinier Sebastian Baez zeigte der Olympiasieger eineinhalb Sätze lang eine desolate Leistung. Dann zeigte er endlich sein bekanntes Kämpferherz und schaffte nach Abwehr eines Matchballs doch noch den Einzug in die dritte Runde, wo es nun gegen den Amerikaner Brandon Nakashima geht.
Nach seinem Zittersieg gegen Baez brüllte Zverev seine Erleichterung heraus und ließ sich von den Zuschauern feiern. «Man kann nicht zwei Wochen lang sein bestes Tennis spielen. Man muss aber immer versuchen, einen Weg zurück zu finden. Das ist mir heute wieder einmal gelungen», sagte Zverev erleichtert.
Die deutsche Nummer eins spricht in diesen Tagen von Paris immer wieder offenherzig über all die Dinge, die ihn abseits des Platzes belasten. Nach wie vor laufen gegen ihn Ermittlungen der ATP bezüglich der Gewaltvorwürfe seiner Ex-Freundin Olga Scharypowa. Auch das Verhältnis zu seiner anderen Ex-Freundin Brenda Patea, mit der er ein Kind hat, ist nicht ganz unbelastet. Hinzu kommt, dass er nach seinem Ausraster beim Turnier in Acapulco aktuell unter Bewährung spielt. «Ich hatte wegen anderer Dinge schon zu kämpfen in diesem Jahr, war nicht glücklich», sagte Zverev.
Mögliches Viertelfinale gegen Alcaraz
Inzwischen scheinen sich die Dinge für Zverev aber in die richtige Richtung zu bewegen, alle Konzentration kann so wieder auf den Sport gerichtet sein. Und dort sehnen alle im Stade Roland Garros ein mögliches Viertelfinale mit dem spanischen Tennis-Wunderkind Carlos Alcaraz herbei. Auch Alcaraz musste gegen seinen Landsmann Albert Ramos-Vinolas bei seinem Fünf-Satz-Sieg einen Matchball abwehren, beide sind jetzt noch zwei Siege von einem Duell entfernt.
Hätte Zverev gegen den besten Spieler der bisherigen Saison denn überhaupt eine Chance? Ja, glaubt Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann. «Ich glaube, wenn er gegen Alcaraz spielt, dass er den schlagen kann. Und dass er den hier auch schlägt», sagte Kohlmann am Donnerstag in einer Medienrunde mit deutschen Journalisten. Dafür muss sich Zverev ebenso wie Kerber aber steigern. Damit das deutsche Vorzeige-Duo seinen so unterschiedlichen Zielen weiter näher kommt.