Nach dem oberkörperfreien Training auf Court 1 ging Alexander Zverev verbal in die Offensive und kommentierte die Untersuchung der ATP zu den Gewaltvorwürfen seiner Ex-Freundin voller Hoffnung.
«Es ist für mich sehr schwer, meinen Namen reinzuwaschen. Ich habe selbst seit langem darum gebeten, dass das passiert. Ich weiß, dass die Medien das so drehen, dass es eine schlechte Entwicklung ist für mich – aber ich bin tatsächlich recht glücklich darüber, weil das hoffentlich dazu führt, dass das Thema dann erledigt ist», sagte der 24 Jahre alte Tennis-Olympiasieger. Er habe «auf vielen Wegen bewiesen», unschuldig zu sein.
Vorwürfe der Ex-Freundin
Die frühere Freundin des Hamburgers, Olga Scharipowa, hatte ihm vorgeworfen, sie im Oktober 2019 während des Masters-Series-Turniers in Shanghai geschlagen zu haben. Zverev hat diese und weitere Anschuldigungen bereits mehrmals bestritten. Viele Fans in Kalifornien schienen sich von dem Thema nicht in ihrer Zuneigung beeinflussen zu lassen und freuten sich über die Autogramme und Selfies, für die sich Zverev nach der Einheit Zeit nahm. Sportlich ernst wird es für Zverev erst am Wochenende. Nach einem Freilos zum Auftakt bekommt es die Nummer drei der Setzliste in Runde zwei mit Cem Ilkel aus der Türkei oder dem Amerikaner Jenson Brooksby zu tun.
Doch Tennis-Themen spielten in der Pressekonferenz eher eine untergeordnete Rolle. Auf Berichte über eine Beziehung zu Schauspielerin Sophia Thomalla reagierte Zverev zurückhaltend. «Sie ist ganz nett», sagte er auf die Frage, was er zu einem entsprechenden Medienbericht sagen könne und grinste breit. Die «Bild» hatte zuvor berichtet, dass Zverev und die seit dem 6. Oktober 32 Jahre alte Moderatorin seit einigen Wochen ein Paar seien.
Untersuchungen der AFP
Beim zweiten nicht-sportlichen Aspekt äußerte sich Zverev ausführlicher. Die Untersuchungen der ATP begrüßte er bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Mitteilung. «Ich bin relativ froh, dass es jetzt endlich mal passiert. Die ATP hat, um ehrlich zu sein, ein Jahr zu lange gewartet», sagte der Weltranglistenvierte.
Die ATP verurteile jede Form von Gewalt oder Missbrauch und werde solchen Vorwürfen in Bezug auf ein von ihr veranstaltetes Turnier nachgehen, hatte die Organisation zu Wochenbeginn mitgeteilt – eine Entwicklung, die auch Andy Murray gut findet. Als einer der wenigen Profis auf der Tour hatte der Brite zu dem Thema zuvor schon öffentlich Stellung bezogen. «Es hat etwas zu lange gedauert, aber jetzt gibt es einen Prozess und einen Ablauf für Anschuldigungen dieser Art.» Da es sich nun um ein laufendes Verfahren handele, wolle er nicht weiter darauf eingehen, sondern das Ergebnis der Untersuchung abwarten.
Wie genau die ATP die seit Monaten im Raum stehenden Vorwürfe untersuchen will, ist allerdings sogar Zverev selbst noch nicht klar. «Klar, ich werde befragt, sie wird befragt – aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung», antwortete er auf eine entsprechende Frage.
Sportliche Leistungen
Dass er trotz der Verdächtigungen sportlich Höchstleistung bringen kann, hat er mit dem Einzug ins Halbfinale der US-Open zuletzt bewiesen, als Tage vor dem Beginn des Grand Slams ein zweiter Artikel mit Vorwürfen veröffentlicht worden war. Dennoch hoffe er, dass eine unabhängige Untersuchung «durch eine dritte Partei» nun dazu beitrage, dass das Thema aufgeklärt und abgehakt werden könne.
Er habe sportlich ein herausragendes Jahr hinter sich und das sei wegen der Vorwürfe in den Hintergrund gerückt, sagte er. Er sei daher froh, «dass die ATP endlich mal ihren Arsch bewegt und ein bisschen was macht. Damit man das alles mal hinter sich lassen kann und ich mich wieder auf den Tennisspieler konzentrieren kann, der ich bin», sagte Zverev. «Ich bin Nummer vier in der Welt, ich habe die Olympischen Spiele gewonnen, zwei Mastersturniere gewonnen und vier Turniere gewonnen. Und in die meisten Pressekonferenzen gehe ich rein und rede über diesen Mist, leider.»