Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger weiß bis heute nicht, für welchen Kandidaten der deutsche Vertreter Franz Beckenbauer bei der Vergabe der Fußball-WM an Katar gestimmt hat.
«Er hat nie eine klare Auskunft gegeben. Anders als der damalige UEFA-Präsident Michel Platini, der sich nach einem Gespräch beim Mittagessen in Paris mit dem damaligen Präsidenten Sarkozy und dem Kronprinzen von Katar öffentlich zu seiner Entscheidung für Katar bekannt hat», sagte Zwanziger der «Frankfurter Rundschau».
Bei der Wahl des WM-Gastgebers im Dezember 2010 sei Beckenbauer nicht an Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes gebunden gewesen. Nach der Satzung des Weltverbandes FIFA seien die Mitglieder der Exekutive, die damals die Entscheidung trafen, völlig frei in ihren Beschlüssen gewesen. «Und: Es wurde in geheimer Abstimmung entschieden», ergänzte Zwanziger.
«Vorsichtig, da tut sich was.»
Eine WM in Katar sei für ihn damals völlig undenkbar gewesen, sagte der 77-Jährige. «Aber dann sagte der Franz auf einmal: «Vorsichtig, da tut sich was.» Er höre hinter den Kulissen, dass Katar offenbar viele Unterstützer habe. Wir waren sehr überrascht», berichtete Zwanziger über eine Sitzung der DFB-Chefetage vor der Vergabe.
Als er selbst als Nachfolger Beckenbauers in die FIFA-Spitze eingezogen war, sei ihm schnell klar geworden, dass es dort kein Interesse gab, Katar die WM wieder zu entziehen. «Es kam mehrfach die Botschaft bei mir an: «Zwanziger, halt mal schön den Ball flach»», sagte Zwanziger.
Katar steht bis heute unter anderem wegen der Verletzung von Menschenrechten und dem Umgang mit Arbeitsmigranten massiv in der Kritik. Die Regierung des Landes verweist auf Reformen und weist die Vorwürfe zu großen Teilen zurück.