Zwanziger enttäuscht über Entscheid zum WM-Affären-Bericht

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat mit Unverständnis auf die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes reagiert, den zweiten Ermittlungsbericht zur WM-Affäre 2006 nicht zu veröffentlichen.

«Entweder ist der Bericht inhaltlich so dünn, dass der Revisions-Ausschuss das Präsidium auffordern müsste, Vergütungen von (dem Beratungsunternehmen) Esecon zurückzufordern», sagte der 76-Jährige der «Süddeutschen Zeitung». «Oder der Bericht enthält substanziell relevante Inhalte.» In diesem Fall würden frühere Aussagen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch in Zweifel stehen, ergänzte er.

Dabei bezog sich Zwanziger auf die damalige Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Kanzlei Freshfields im März 2016 zu den fragwürdigen Zahlungsströmen vor der Heim-WM 2006. «Ich erinnere daran, dass Koch die Publikation damals als weltweiten Musterfall für Transparenz gefeiert hat», sagte Zwanziger. Koch, der derzeit den DFB zusammen mit Vizepräsident Peter Peters interimsmäßig führt, hatte damals gesagt: «Mir ist in der Welt des Sports keine vergleichbar transparente und selbstkritische Aufarbeitung sportpolitischer, die eigene Organisation betreffende Vorwürfe bekannt.»

Koch sagte der «Sport Bild» allerdings, er habe im Präsidium «für die Veröffentlichung einer medienrechtlich geprüften Zusammenfassung des Esecon-Berichts mit entsprechender Haftungsübernahme gestimmt». Dem Bericht zufolge ging die Abstimmung mit 8:1 Stimmen gegen die Veröffentlichung aus. Koch äußerte, er war dafür, «um für größtmögliche Transparenz zu sorgen und möglichen Spekulationen und Vorwürfen vorzubeugen, der DFB habe etwas zu verheimlichen».

Der DFB hatte am 23. Juli nach einer Präsidiumssitzung mitgeteilt, dass der Esecon-Bericht «in den vergangenen Wochen intensiv geprüft» worden sei. Wegen Haftungsfragen werde aber auf die Veröffentlichung verzichtet. «Gegenstand des Berichts sind zum Teil weit in die Vergangenheit zurückreichende Sachverhalte und Handlungen Dritter, die zum Teil auch nicht dem Umfeld des DFB zuzuordnen sind, und deren Bewertung überwiegend auf der Grundlage von Indizien basieren», teilte der Verband mit.

Der Bericht werde «selbstverständlich den ermittelnden Behörden vollumfänglich zur Verfügung» gestellt. Esecon war im April 2020 mit der Untersuchung beauftragt worden.

Hintergrund:

In der weiterhin nicht vollumfänglich aufgeklärten WM-Affäre geht es im Kern um 6,7 Millionen Euro, die im April 2005 vom DFB über den Weltverband FIFA an den inzwischen gestorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus gingen. Das Geld wurde als Beitrag für eine Gala zur WM 2006 deklariert, die nie stattfand. Im Jahr 2002 hatte der damalige WM-Organisationschef Franz Beckenbauer ein Darlehen von Louis-Dreyfus in gleicher Höhe erhalten, das letztendlich auf Konten des später lebenslang gesperrten einstigen FIFA-Funktionärs Mohamed Bin Hammam verschwand.